Sei milde stets und halte fernVon Hoffahrt deine Seele;Wir wandeln alle vor dem HerrnDes Wegs in Schuld und Fehle.Woll´ einen Spruch, woll´ ein GeheißDir in die Seele schärfen:Es möge, wer sich schuldlos weiß,Den Stein auf andre werfen.Die Tugend, die voll Stolz sich giebt,Ist eitles Selbsterheben;Wer alles Rechte wahrhaft liebt,Weiß Unrecht zu vergeben.
Steht auf sand´gem DünenrückenEine Fischerhütt´ am Strand;Abendrot und Netze schmückenWunderlich die Giebelwand.Drinnen spinnt und schnurrt das Rädchen,Blaß der Mond ins Fenster scheint,Still am Herd das FischermädchenDenkt des letzten Sturms und - weint.Und es klagen ihre Tränen:"Weit der Himmel, tief die See,Doch noch weiter geht mein Sehnen,Und noch tiefer ist mein Weh."
So muß man leben!Die kleinen Freuden aufpicken,bis das große Glück kommt.Und wenn es nicht kommt, dann hat man wenigstensdie "kleinen Glücke" gehabt.
Leben, wohl dem, dem es spendetFreude, Kinder, täglich Brot,Doch das Beste, was es sendet,Ist das Wissen, daß es endet,Ist der Ausgang, ist der Tod.
O trübe diese Tage nicht,Sie sind der letzte Sonnenschein,Wie lange, und es lischt das LichtUnd unser Winter bricht herein.Dies ist die Zeit, wo jeder TagViel Tage gilt in seinem Wert,Weil man´s nicht mehr erhoffen mag,Dass so die Stunde wiederkehrt.Die Flut des Lebens ist dahin,Es ebbt in seinem Stolz und Reiz,Und sieh, es schleicht in unsern SinnEin banger, nie gekannter Geiz;Ein süßer Geiz, der Stunden zähltUnd jede prüft auf ihren Glanz,O sorge, daß uns keine fehltUnd gönn´ uns jede Stunde ganz.
Heute früh, nach gut durchschlafener Nacht,Bin ich wieder aufgewacht.Ich setzte mich an den Frühstückstisch,Der Kaffee war warm, die Semmel war frisch,Ich habe die Morgenzeitung gelesen,(Es sind wieder Avancements gewesen).Ich trat ans Fenster, ich sah hinunter,Es trabte wieder, es klingelte munter,Eine Schürze (beim Schlächter) hing über dem Stuhle,Kleine Mädchen gingen nach der Schule, –Alles war freundlich, alles war nett,Aber wenn ich weiter geschlafen hätt Und tät´ von alledem nichts wissen,Würd´ es mir fehlen, würd´ ich´s vermissen?
Alles still! es tanzt den Reigen Mondenstrahl in Wald und Flur, Und darüber thront das Schweigen Und der Winterhimmel nur. Alles still! vergeblich lauschet Man der Krähe heisrem Schrei. Keiner Fichte Wipfel rauschet, Und kein Bächlein summt vorbei. Alles still! die Dorfeshütten Sind wie Gräber anzusehn, Die, von Schnee bedeckt, inmitten Eines weiten Friedhofs stehn. Alles still! nichts hör ich klopfen Als mein Herze durch die Nacht - Heiße Tränen niedertropfen Auf die kalte Winterpracht.
Die Menschen kümmerten mich nicht viel, eigen war mein Weg und Ziel. Ich mied den Markt, ich mied den Schwarm, andre sind reich, ich bin arm. Andre regierten (regieren noch), ich stand unten und ging durchs Joch. Entsagen und lächeln bei Demütigungen, das ist die Kunst, die mir gelungen. Und doch, wär’s in die Wahl mir gegeben, ich führte noch einmal dasselbe Leben. Und sollt’ ich noch einmal die Tage beginnen, ich würde denselben Faden spinnen.
Eigentlich ist mir alles gleich, Der eine wird arm, der andre wird reich, Aber mit Bismarck – was wird das noch geben? Das mit Bismarck, das möcht´ ich noch erleben. Eigentlich ist alles soso, Heute traurig, morgen froh, Frühling, Sommer, Herbst und Winter, Ach, es ist nicht viel dahinter. Aber mein Enkel, so viel ist richtig, Wird mit nächstem vorschulpflichtig, Und in etwa vierzehn Tagen Wird er eine Mappe tragen, Löschblätter will ich ins Heft ihm kleben –Ja, das möcht´ ich noch erleben. Eigentlich ist alles nichts, Heute hält´s, und morgen bricht´s, Hin stirbt alles, ganz geringe Wird der Wert der ird´schen Dinge; Doch wie tief herabgestimmt Auch das Wünschen Abschied nimmt, Immer klingt es noch daneben: Ja, das möcht´ ich noch erleben.