Mein Herz, glaubt´s, ist nicht erkaltet,Es glüht in ihm so heiß wie je,Und was ihr drin für Winter haltet,Ist Schein nur, ist gemalter Schnee.Doch was in alter Lieb´ ich fühle,Verschließ´ ich jetzt in tiefstem Sinn,Und trag´s nicht fürder ins GewühleDer ewig kalten Menschen hin.Ich bin wie Wein, der ausgegoren:Er schäumt nicht länger hin und her,Doch was nach außen ging verloren,Hat er an innrem Feuer mehr.
Die hohen HimbeerwändeTrennten dich und mich,doch im Laubwerk unsre HändeFanden von selber sich. Die Hecke konnt´ es nicht wehrenWie hoch sie immer stund:Ich reichte dir die Beeren,Und du reichtest mir deinen Mund. Ach, schrittest du durch den GartenNoch einmal im raschen Gang,Wie gerne wollt´ ich warten,Warten stundenlang.
Mein Lieschen, stell´ das Weinen ein,Auf Regen folgt ja Sonnenschein.Ich kehr´ mit Schwalb´ und FliederUnd wohl noch früher wieder.Der Bursche sprach´s. Vom GiebeldachSah ihm Treu-Lieschen lange nach,Bis Hoffnung wiederkehrteUnd ihren Thränen wehrte.Dei Äuglein wurden wieder klar,Das Herze jeden Kummers bar,Sie wußte: mit dem FliederKam ihr der Liebste wieder.
Man wird nicht besser mit den Jahren –wie sollt es auch? Man wird bequemund bringt, um sich die Reu´ zu sparen,die Fehler all in ein System.Das gibt dann eine glatte Fläche, Es rutscht sich unbehindert fortUnd »allgemeine Menschenschwäche«Wird unser Trost- und Losungswort.Die Fragen alle sind erledigt,Das eine geht, das andre nicht, –Nur manchmal eine stumme PredigtHält uns der Kinder Angesicht.
Sei heiter!Es ist gescheiterals alles Gegrübel:Gott hilft weiter –zur Himmelsleiterwerden die Übel.
Das Kind ist krank zum Sterben,die Lampe gibt trägen Schein,die Mutter spricht: "Mir ist es,als wären wir nicht allein."Der Vater sucht zu lächeln,doch im Herzen pocht´s ihm bang,stiller wird´s und stiller, –die Nacht ist gar zu lang.Nun scheint der Tag ins Fenster,die Vögel singen so klar;die beiden wußten es lange,wer der Gast gewesen war.
Halte dich still, halte dich stumm, nur nicht forschen, warum? Warum?Nur nicht bitt´re Fragen tauschen, Antwort ist doch nur wie Meeresrauschen. Wie´s dich auch aufzuhorchen treibt, das Dunkel, das Rätsel, die Frage bleibt.
Dreihundertmal hab´ ich gedacht:Heute hast du´s gut gemacht,Dreihundertmal durchfuhr mich das Hoffen:Heute hast du ins Schwarze getroffen,Und dreihundertmal vernahm ich den SchreiDes Scheibenwärters: »Es ging vorbei.«Schmerzlich war mir´s dreihundertmal –Heute ist es mir egal.
Die Flut steigt bis an den Ararat,Und es hilft keine Rettungsleiter,Da bringt die Taube Zweig und Blatt –Und es kribbelt und wibbelt weiter. Es sicheln und mähen von Ost nach WestDie apokalyptischen Reiter,Aber ob Hunger, ob Krieg, ob Pest,Es kribbelt und wibbelt weiter.Ein Gott wird gekreuzigt auf Golgatha,Es brennen Millionen Scheiter,Märtyrer hier und Hexen da,Doch es kribbelt und wibbelt weiter.So banne dein Ich in dich zurückUnd ergib dich und sei heiter, Was liegt an dir und deinem Glück?Es kribbelt und wibbelt weiter.