Sie liebten sich und mußten, ach, sich meiden!Im Traum nur durften sie einander sehen,Im Traume sich ihre Liebe eingestehen,Denn eine weite Kluft lag zwischen beiden.Da kam der stille Tod und machte Frieden,Mit milder Hand versöhnt´ er ihre Leiden,Und während sonst im Tod die Menschen scheiden,Hat sie der Tod vereinigt noch hienieden.Sein Grab umklettern blüh´nde RosenrankenSie sind vom Hügel sanft hinabgestiegen,Sich zärtlich an das Immergrün zu schmiegen,Das ihrem Grab entsprießt; die Blätter schwankenUnd flüstern traulich leis´ im Abendwinde –Man meint der Seelen Zwiegespräch zu hören,Kein böses Wort kann ihre Ruhe stören,Und beider Grab beschattet eine Linde.
Leblos gleitet Blatt um BlattStill und traurig von den Bäumen;Seines Hoffens nimmer satt,Lebt das Herz in Frühlingsträumen.Noch verweilt ein SonnenblickBei den späten Hagerosen,Wie bei einem letzten Glück.Einem süßen, hoffnungslosen.
Der du frei von Schmerz und TrauerIn die Welt gewandert bist,Glaub´, daß in der Trennung DauerNie das Scheiden sich vergißt.Magst du schön´re Lande schauen,Über alles halte wertDeines Mutterlandes Gauen,Deiner Väter schlichten Herd.Ist dir noch ein Herz verblieben,Das um deinen Abschied weint,Fühle fester nur im LebenMit der Heimat dich vereint!Sei es, daß, was du besessen,Dir ein feindlich Schicksal nahm,Zu bekannten GrabcypressenLeite dich dein stiller Gram!Ewig trage sonder WankenDeinen Lieblingsort im Sinn,Daß du stündlich in GedankenAls ein Pilger wallest hin!Und wenn alles dich betrogen,Wenn dich Glück und Stern verläßt.Wenn die Treue dir gelogen, –An der Heimat halte fest!
Ist es möglich? kann´s geschehen?Liebe Seele, sag doch: nein!Jeder Schritt, den wir noch gehen,Soll ein Schritt zur Trennung sein?Hoffe nur, tu´ ab dein Grämen,Lerne tiefern Sinn verstehn;Jeder Schritt zum AbschiednehmenIst ein Schritt zum Wiedersehn!
Das macht der duftige Jasmin,Daß ich nicht Ruhe finde,Die Nachtgedanken der Sehnsucht ziehnHinaus und schweifen im Winde.Ob eine Seele wohl mein gedenktIn all der blühenden Runde?Ich hätte gar bald mein Herz verschenkt,So einsam ist die Stunde!Wie Silber liegt der MondenscheinÜber den schweigenden Gärten. –O ging es jetzt in die Welt hineinMit einem lieben Gefährten!O kämst du, Einziger, her zu mir,Zu mir in Nacht und Schweigen!Und führtest die Einsame fort von hier, –Für immer wär ich dein Eigen!
Hinaus zum grünen Walde gingen zwei,Es war zur Morgenzeit im Monat Mai.Vor ihren Augen lag die Welt so schön:Im Duft die Täler und im Glanz die Höh´n.Und wo ihr leichter Schritt die Wiese trat,Da sproßten Blumen unter ihrem Pfad.Und wo ihr Blick ins Weite suchend ging,Da flog empor ein bunter Schmetterling.Und Drosselschlag und Sang der NachtigallWar ihrer jungen Herzen Widerhall. –An einem Busch, der licht in Rosen stand,Da faßten sie einander Hand bei Hand.Und wo der Wald entstieg dem weichen Grund,Da ruhten sie beisammen Mund an Mund.Sie haben nicht den alten Mann geschaut,Ihm waren Bart und Haare tief ergraut;Der saß am Wege lächelnd still und brachZwei Rosen sich und sah den beiden nach.