Es lagert rings umher ein grauer Flor – Ich weiß es nicht: bricht noch die Sonn´ hervor? Wird dieser Nebel heut sie ganz verhüllen? Und ob er steigt, und ob er niederfällt? So frag´ ich wohl – doch schweigend ruht die Welt Und Flur und Thal mit Dunst sich füllen. Es dampft der Wald, ein rauchender Altar, Einsam darüber kreist ein scheuer Aar, Er möchte gern empor zur Sonne steigen – Doch nur ein matter Punkt im Äthermeer Erscheint sie heut, sonst alles grau umher – Unheimlich bang ist dieses Schweigen! Ein Bild der Zeit! Ein Nebel schließt uns ein – Kein Wetter tobt, es glänzt kein Sonnenschein – Die Welt gehüllt in eine weite Wolke! Kein Adlerblick erspäht der Sonne Glanz – Der Freiheit Sonne – sie verhüllt sich ganz – Ein dumpfes Schweigen rings im Volke.
Der Frühling ist gekommen Nach langer Winterszeit, Das Eis ist fortgeschwommen, Kein Weg ist mehr verschneit. Die Lerchen singend schweben Ob frisch ergrünter Flur, Ringsum ein blühend Leben Und neuen Schaffens Spur. Ich weiß nicht was geschehen In meiner eignen Brust? Nie konnt ich so verstehen Des Werdens ganze Lust. Ein jubelndes Entzücken Mich immer mehr erfüllt: Was Glück ist – was Beglücken Das wird mir jetzt enthüllt. Die Liebe ist gekommen Mit aller ihrer Macht! Ihr Weckruf ward vernommen Wie ich es nie gedacht.Und aller Vöglein Lieder Sie tönen in mir auch Und Alles klinget wieder Wie Offenbarungshauch.
Wenn hoch vom Turm die Glocken klingen,In mitternächtlich ernster Stund Des Jahres Scheidegruß zu bringen:Dann lauschen wir, als werd´ uns kund,Was nun der neue Lauf der HorenUns Erdenpilgern bieten mag -Das Jahr ward neuverjüngt geborenUnd festlich grüßt sein erster Tag.Doch ist vergeblich alles Fragen,Die Antwort lautet immer gleich:Propheten sind aus unsern TagenVerbannt ins dunkle Sagenreich.Kein Blick darf in die Werkstatt schweifen,In der des Menschen Los sich webt,Kein Arm in das Getriebe greifen,Das Schicksals-Fäden senkt und hebt!Das mußten alle wir erfahrenIn unsrer Lieben engem Kreis -Gebrochen müssen wir gewahrenManch hoffnungsgrüne frisches Reis,Und wo wir´s ahnend kaum vermutet,Da kam uns Rettung aus der Not,Indessen dort ein Herz verblutetWeil ihm sein Liebstes nahm der Tod!Nur eitel ist das ird´sche HoffenDas sich an äußre Zeichen hält,Ist nicht in uns ein Himmel offen,Von dem kein Stern herunterfällt.Wie sehr auch Sturm und Donner wettertUnd frische Hoffnungssaat zerschlägtUnd alle Rosen uns entblättert,Wie Staub in alle Winde trägt.Ein Himmel, den wir sicher schauen,Wenn sich der Blick nur aufwärts hebt,Ein Himmel, den wir selber bauen,Wenn wir zum höchsten Ziel gestrebt,Ein Himmel, draus seit EwigkeitenZu uns die Schöpfungsformel spricht,Die heiligste für alle ZeitenKein Chaos mehr! - es werde Licht!Kein Chaos mehr - in unserm Leben,Kein Chaos mehr im Vaterland!Es werde Licht, - dies unser Streben,Die Waffe dies in unsrer HandDes Gottesfunkens treue WächterAn heil´ger Freiheit Hochaltar,Und Feinde aller Lichtverächter:So grüßen wir das neue Jahr.