Ich steh bei meinen vielen Büchern;Ich geh spazieren durch den Wald –Und weiß dabei von keinem klügern,Von keinem schönern Aufenthalt.Ich sitz in meiner trauten Schenke,Bei lieben Freunden und beim Wein,Und weil ich just nicht an dich denke,So glaub ich überfroh zu sein.Da übermannt mich oft ein Sehnen,Der Zufall hat mirs angetan,Und mir entstürzen schier die Tränen,Und bittre Wehmut faßt mich an.Dann kann mich, ach, nur das erfreuen,Daß gleicher Schmerz zu dir auch spricht,Daß er sich täglich wird erneuen –Und dennoch wünsch ich dir ihn nicht.
Liebesglück und Liebesschmerz –Die Minute macht zum Sklaven,O des Gottes Pfeile trafenMein gestählt gewappnet Herz.Trage Ketten, golden süß,Aber immer sind es Ketten,Goldne Ketten, süße Ketten,Aber Ketten sinds gewiß.In des Lebens BlütenzeitTief verletzt und schwer gebunden,Und in Fesseln und in WundenDennoch diese Seligkeit?
O welch ein Lied mit süßen Heimatsklängen,Welch ein Akkord voll Glück und Schmerz,Als ob die Nachtigallen alle sängen,Erregt aufs Neue mir das Herz!Ihr Nachtigallen, könnt ich mit euch ziehn!Mich zieht es hin zu jenen linden Lüften,Wie es den Vogel nach dem Maimond zieht,Zu Lorbeerhainen, ach zu Sonnentriften!Mein Vaterland ist, wo der Frühling blüht,Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht!Mein Sinn, mein – Trübsinn nach der Heimat steht!O lockend Lied, wer ist wie du beredt?
Mit Muth hab ichs ertragen,Und habe kaum geweint –In gut und bösen TagenWarst du mein bester Freund!Nun soll ich dich vermissen,Du bist von mir so fern –In allen KümmernissenWarst du mein treuer Stern!Du bist hinweg gegangenWohl übers weite Meer –Doch kenn ich dein Verlangen,Es zieht zu uns dich her!O hätt ich, Freund, dich wieder,An meiner Hand und Brust –Ich sänge Freudenlieder,Wie ich sie nie gewußt!
Wellenschäume,Wolkensäume,Wünsche, Träume,Im Entfalten,Im Zerfließen festgehalten;Manch ErlebtesLängst Entschwebtes,Mit GestaltenLeicht Verwebtes,Wie sie kommen, wie sie fliehn– Launekinder, Phantasien,Bilder im Vorüberziehn,Liebespoesien!
Wer keinen Freund gefunden,Und immer stand allein,Der hat auch nie empfunden rechtDas Glück, ein Mensch zu sein.Wer keinen Freund gefunden,Der ist vielleicht ein – Christ;Der ist vielleicht ein Schurke traun!Wenn er kein Esel ist.Vielleicht ein UnglücksvogelMag der Verkannte sein,Doch der ist auch der Einzige,Dem ich es kann verzeihn.
So ich jetzt alleine bin,Und kein Mensch um mich,Jagt mein rascher SinnZu dir nur hin, Weiß und fühlt nur dich.Eine Seele ganz alleinIst lebendig todt,Herrlich ist, zu Zwein,Glückselig sein,Theilen Brod und Noth!Als ich deine liebe HandKüßte, deinen MundStets zu küssen fand,War grünes LandMir der Wüstengrund.So ich jetzt alleine bin,Und kein Mensch um mich,Fühlt mein öder SinnDurch Blumen hinIn den Wüsten sich.
Was kleidet die Wiesen, was schmücket die Wälder, Was sprenget die Fesseln dem keuchenden Bach?Was führet die Thiere zurück in die Felder Und wehet den Klang aller Lieder wach?Es ist der Frühling, es ist die Sonne, Drum freue sich laut ein jegliches Herz,Und in der großen unsterblichen Wonne Verstumme der eitle, der menschliche Schmerz!