Ich habe Dir in ernsten stillen Stunden,Betrachtungsvoll in heil´ger Einsamkeit,Die Blumen dieser und vergangner Zeit,Die mir erblüht, zu einem Kranz gewunden.Von Dir, ich weiß es, wird der Sinn empfunden,Der in des Blüthenkelchs VerschwiegenheitNur sichtbar wird dem Auge, das geweihtIm Farbenspiel den stillen Geist gefunden.Es flechten Mädchen so im OrientDen bunten Kranz; daß vielen er gefalle,Wetteifern unter sich die Blumen alle.Doch Einer ihren tiefern Sinn erkennt,Ihm sind Symbole sie nur, äußre Zeichen;Sie reden ihm, obgleich sie alle schweigen.
Wer so ganz in Herz und SinnenKonnt´ ein Wesen lieb gewinnen,Oh! den tröste nicht,Daß für Freuden, die verloren,Neue werden neu geboren:Jene sind´s doch nicht.
O Blümelein Vergißmeinnicht!Entzieh dich meinem Auge nicht.Ihr, Veilchen! Nelken! Rosen!Auf euch verweilt der Sonne Licht,Als wollt es mit euch kosen;Doch wenn die Sonne tiefer sinkt,Wenn Nacht die Farben all verschlingt,Da reden süße DüfteVon eurem stillen Leben mirUnd die vertrauten LüfteDie bringen eure Grüße mir.Doch ach! Vergißmeinnicht, von dirBringt nichts, bringt nichts mir Kunde.Sag, Blümlein, lebst dem Aug du nur?Flieht mit den Farben jede SpurMir hin von deinem Leben?Hast keine Stimm, die zu mir sprichtWenn Schatten dich umgeben?VergißmeinnichtDie Stimme ach Süßer, die hab ich nicht.Doch trag ich den Namen Vergißmeinnicht,der, wenn ich auch schweige,dem Herzen spricht.
Mir zu Häupten Wolken wandeln, Mir zur Seite Luft verwehet, Wellen mir den Fuß umspielen,Thürmen sich und brausen, sinken. – Meine Schläfe, Jahr´ umgauklen, Sommer, Frühling, Winter kamen, Frühling mich nicht grün bekleidet,Sommer hat mich nicht entzündet, Winter nicht mein Haupt gewandelt. Hoch mein Gipfel über Wolken Eingetaucht im ew´gen Äther Freuet sich des stetenLebens.
O reiche Armut! Gebend, seliges Empfangen! In Zagheit Mut! in Freiheit doch gefangen. In Stummheit Sprache, Schüchtern bei Tage, Siegend mit zaghaftem Bangen. Lebendiger Tod, im Einen sel’ges Leben Schwelgend in Not, im Widerstand ergeben, Genießend schmachten, Nie satt betrachten Leben im Traum und doppelt Leben.
Gefahren bin ich in schwankendem KahneAuf dem blaulichen Ozeane,Der die leuchtenden Sterne umfließt,Habe die himmlischen Mächte begrüßt.War in ihrer Betrachtung versunken,Habe den ewigen Äther getrunken,Habe dem Irdischen ganz mich entwandt,Droben die Schriften der Sterne erkanntUnd in ihrem Kreisen und DrehenBildlich den heiligen Rhythmus gesehen,Der gewaltig auch jeglichen KlangReißt zu des Wohllauts wogendem Drang.Aber ach! es ziehet mich hernieder,Nebel überschleiert meinen Blick,Und der Erde Grenzen seh´ ich wieder,Wolken treiben mich zurück.Wehe! Das Gesetz der SchwereEs behauptet nur sein Recht,Keiner darf sich ihm entziehenVon dem irdischen Geschlecht.
Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht, Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten, Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten, Daß neue Wonnen meine Lippe saugt. In Träume war solch Leben eingetaucht, Drum leb‘ ich, ewig Träume zu betrachten, Kann aller andern Freuden Glanz verachten, Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht. Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen, Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen Und mich verzehren seiner Sonne Gluten. Drum birg dich Aug‘ dem Glanze ird’scher Sonnen! Hüll dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen Und heilt den Schmerz wie Lethes kühle Fluten.
Du innig Rot,Bis an den TodSoll meine Liebe Dir gleichen,Soll nimmer bleichen,Bis an den Tod,Du glühend Rot,Soll sie Dir gleichen.
Blau ist meines Himmels Bogen,Ist von Regen nie umzogen,Ist von Wolken nicht umspielt,Nie vom Abendtau gekühlt.Meine Bäche fließen träge,Oft verschlungen auf dem WegeVon der durst´gen Steppe SandBei des langen Mittags Brand.Meine Sonn´, ein gierig Feuer,Nie gedämpft durch Nebelschleier,Dringt durch Mark mir und GebeinIn das tiefste Leben ein.Schwer entschlummert sind die Kräfte,Aufgezehrt die Lebenssäfte;Eingelullt in FiebertraumFühl´ ich noch mein Dasein kaum.
Zwei Augen wie Sterne Die sähen so gerne Das wonnige Licht,Und dürfen es nicht; Die hellen Karfunkeln Die könnten verdunklen Das sonnige Licht, Und dürfen es nicht. O Liebesverlangen! In Kerker gefangen, Sind die Augen so minniglich, Die Lippen so wonniglich, Die Worte die milden, Die Locken so gülden, Es bricht mir das Herz Vor Leidmuth und Schmerz. Ich sehe bis an den Tod Die Lippen rosinroth Und sollt ich nimmer genesen, Dächt ich doch an ihr minniglich Wesen, An ihr Blicken so mild, An das schönste Frauenbild, Und sollt ich Schmach und Tod erwerben Das Mägdlein minnt ich und sollt ich sterben.