Die Wunde brennt, die bleichen Lippen beben.Ich fühl´s an meines Herzens matterm Schlage,hier steh ich an den Marken meiner Tage.Gott, wie du willst! Dir hab ich mich ergeben.Viel gold´ne Bilder sah ich um mich schweben;Das schöne Traumbild wird zur Totenklage.Mut! Mut! – Was ich so treu im Herzen trage,Das muß ja doch dort ewig mit mir leben.Und was ich hier als Heiligtum erkannte,Wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,Ob ich´s nun Freiheit, ob ich´s Liebe nannte:Als lichten Seraph seh ich´s vor mir stehen;Und wie die Sinne langsam mir vergehen,Trägt mich ein Hauch zu morgenroten Höhen.
Auf schnellem Fittig ist die Zeit verschwundenUnwiederbringlich! – Nur Erinn´rung lebt,Ein schöner Traum, von Nebeldunst umwebt,ein heiliges Vermächtnis jener Stunden.Heil mir, daß ich der Tage Glück empfunden,Daß kühn mein Herz zu stolzen Höhen strebt.Dein Bild ist´s, das so freundlich mich umschwebt.Ach! wär´ ich frei und wär´ ich nicht gebunden!Du strahlst mir in des Aufgangs Rosengluten,Ich sehe dich im Sternensaal der Nacht,Dich spiegeln mir des Teiches Silberfluten,Dich zaubert mir des Frühlings reiche Pracht,Sanft murmelt´s mir im klaren Wasserfall,Und deinen Namen ruft der Widerhall.
Einst vom Schlummer überwältigtLag ich auf der weichen Matte,Und im Traume nahte Phöbos,In der Hand die Leier haltend.Golden wiegten sich die LockenAuf der hohen Götterstirne,Und, den Feuerblick des AugesSeiner Sonne zugewendet,Griff er mutig in die Saiten.Da umrauschten HarmonienHimmlisch meine trunknen Sinne,Und das Lied des GötterjünglingsStrömte feurig durch die Glieder.Plötzlich aber schwang der SängerAuf sich von der stolzen Erde,Und, den goldnen Sternen näher,Schwand das hohe Lied des Gottes,Immer leise, immer leiser,Bis das Element des EinklangsSich in süßes Wehn verwandelt.Da erwacht´ ich, und, ApollosLiede noch begierig lauschend,Griff ich hastig nach der Leier,Um den Nachhall meines HerzensAuszuatmen in der SaitenSüß berauschendem Getöne.Doch ich suchte nur vergebensNach der Harmonie des Gottes,Und der Saiten stimmte keineMit dem himmlisch reinen Liede,Das mir tief im Herzen wogte.Finster starrt´ ich in die LüfteUnd verwünschte meine Leier.Plötzlich aber weckten KüsseMich aus meinen düstern Träumen.Leis´ war Chloris hergeschlichenUnd verscheuchte schnell den UnmutDurch das süße Spiel der Liebe.Ach, und jetzt in ihren Armen,Ihr am liebewarmen Busen,Strömte mir ein neues Leben,Neue Kraft durch alle Glieder,Und der Liebe süß´ster EinklangWogte mir im trunknen HerzenSchöner, heiliger und reinerAls das Lied des Götterjünglings.
Ich bin bei englischem Rindfleisch erzogenUnd habe bei englischem Biere studiert.Der Herr General war mir gewogen;Drum ward ich zum Feldprediger avanciert.Denn der Mensch muß etwas versuchen und wagen;Drum sitz´ ich hier auf dem Bagagewagen.Bin in Portugal nun SoldatenpastorUnd predige über Ach und WehUnd warne vor Trunkenheit und Laster,Die reuige, aber besoffene Armee,Pfleg´ aufs beste die Kehl´ und den MagenUnd sitze hier auf dem Bagagewagen.Gestern war eine große Bataille;Es kam zu einer blutigen Schlacht.Wir fochten alle en canaille;Ich hätt´ es kaum als möglich gedacht.Der Franzose ward aufs Haupt geschlagen,Und ich saß auf dem Bagagewagen.Es ward schrecklich viel Blut vergossenIch kam in den größten Embarras.Die Feinde hatten einen Bock geschossenUnd wir, wir schossen Viktoria.Der gehört zu meinen glorreichsten Tagen;Und ich saß auf dem Bagagewagen.Ich sehe schon die Haufen Gedichte,Die man uns Helden wird billig weihn.Wir glänzen ewig in der GeschichteUnd ziehn in die Unsterblichkeit ein,Und von mir auch wird man singen und sagen:"Ja, der saß auf dem Bagagewagen!"
Denn mit den fremden Worten auf der ZungeKommt auch der fremde Geist in unsre Brust,Und wie sich mancher, von dem Prunk geblendet,Der angebor´nen heil´gen Sprache schämt,Und lieber radebrechend seiner ZungeZum Spott des Fremden fremde Fesseln aufzwingt,So lernt er auch die deutsche Kraft verachtenUnd schwört die angeborne Treue ab.
Der hat nie das Glück empfunden,Dem des Lebens gleiche StundenEwig in der Freude Weh´nOhne Schmerz vorübergeh´n.Aber wem nach langen QualenMit der Liebe FrühlingsstrahlenGrüßend winkt der Freude Blick:Der allein versteht das Glück.
Der Morgen kam auf rosichtem GefiederUnd weckte mich aus stiller Ruh´,Da wehte sanft Begeist´rung zu mir nieder,Ein Ideal verklärte meine Lieder,Und das warst Du!Bald aber warf in heißer MittagsschwüleDie Sonne ihre Glut mir zu;Da schwoll die Brust im höheren Gefühle,Mein ganzes Streben flog zu einem Ziele,Und das warst Du!Doch endlich wehte den durchglühten FlurenDer Abend süße Kühlung zu,Und nur ein Bild in duftigen KonturenUmschwebte mich auf leisen Geisterspuren,Und das warst Du!Und aus dem Meer kam die Nacht gestiegen,Und lockte mich zur süßen Ruh´,Da träumt´ ich, hold an süßer Brust zu liegen,In eines Mädchens Arme mich zu wiegen,Und das warst Du!Doch ach! das schöne Bild ward mir entrissen,Die Welt der Träume schloß sich zu!O laß mich wachend jetzt das Glück genießen;Dann ruf´ ich laut, durchglüht von deinen Küssen:Ja, das warst Du!