Gib es nicht den Vielen,Sie verstehen´s selten:Flug zu feinsten ZielenLassen sie nicht gelten.Plump ins Auge springenMuß, wozu sie drängen,An den AußendingenBleibt ihr Wille hängen.Messen alle GabeNach der Gier der Meisten,Wähnen, alles trabeNach gemeinem Leisten.Mögen´s nie erfassen,Daß die HimmelskronenSich erringen lassenNur durch Höllenzonen.Daß ein köstlich Winken,Süß wie Frauenkosen,Mild wie Sternenblinken,Liegt im Absichtslosen.Daß die tiefen NornenHöchstes ihm erlosen,Dem aus schwarzen DornenBlühen weiße Rosen.Daß zum seligen GraleFühren mystische Weisen,Aus der SchmerzensschaleLebensbrot zu speisen.
Es streift dich mit wehendem SaumePlötzlich in silberner Früh –Der Himmel beschert es im Traume,Dankbar vollendets die Müh. Oder ein goldschwerer TropfenFällt von der Schale des Lichts –Später der Schmied muß klopfenEmsig den Ring des Gedichts.
Ein Vöglein flattert vor mir herMit silbergrauen Schwingen.Hör´ ich es singen,Bleibt mir das Herz nicht länger schwer.Das ist der Vogel vom Lande»Über dem Leid«,Trägt purpurne Tupfen am RandeVom Silberkleid.Hat in viel dunkle WellenSeine Flügelchen getaucht ...Meinem wunderfeinen GesellenBleibt Licht auf Flug und Flaum gehaucht.
Schaumgekrönter Überschwang, Roter Blütenrausch – Melancholischer Gesang, Welkes Blattgerausch. Silberheller Jubelchor, Jauchzen Berg zu Tal – Stilles Schluchzen, schwarzer Flor, Schütternder Choral. Mir ein süßer Herzenswahn, Dir ein bittrer Hohn – Heute winkt ein Kanaan, Morgen ist´s entflohn ...
Das ist ein lustiger SpringbrunnIm Mittagssonnenglanz,Glitzernde Tropfen tanzenDen silbernen Sonnentanz.Viel feuchte, leuchtende Funken –Das schimmert und rieselt und glüht –Der speienden LöwenhäupterGerunzelte Stirne sprüht.Die Lindenblätter sich neigenUnd fangen den spritzenden Tau.Am Becken kühlt und erquickt sichDie müde Taglöhnersfrau.
Ward je die Welt mir zum Verließ?O dumpfer Traum, der längst zerrann!Nun wandl ich durch ein Paradies,So schön, daß ichs nicht sagen kann. Ein warmer Regen hat getränktDen lichten Hain mit reichem Tau,Des Himmels frische Klarheit schenktDem jungen Tag ihr keusches Blau. Die Birkenblättchen beben schnellBei jedem Hauch vor Ungeduld,Er ist ihr trauter Spielgesell,Sie zittern ihm voll zarter Huld. Der wilde Birnbaum, weiß in Pracht,Lacht fröhlich wie ein Pfingstprophet,Der Edeltanne dunkle WachtHochfeierlich gen Himmel steht. Sein Frühkonzert der Maiwald gibt,Wie singts und klingts aus nassem Busch!Die Blumen glänzen, lenzverliebtUmspielt von hellem Falterhusch. Verstohlen lauscht ein schlankes Reh,Mit großen Augen schaut es zu –Wie ich sein stilles Staunen seh,Ist mir, am Stamm dort lehntest du . . .
Es weht ein Gespinst um die Brunnen der Nacht,Drin flattern die Wünsche des Lebens,Die einen so glühend, die andern so sachtIm Dunkel erwacht –Die Nornen sie wirken´s und weben´s.Versunken in brütenden Gründen, was war,Was sein wird, entbrodelt den Tiefen –Es steigen die Stunden, es jüngt sich das Jahr,Aufschimmert die ScharDer Tage, die schattenhaft schliefen.Nun schlürfen sie Blut an den Brüsten der Zeit,Schon wiehert das Kampfroß der Frühe,Der Hahn schlägt weitauf die Flügel und schreitIn die Ewigkeit,Und Flut rauscht aufs Mühlrad der Mühe.
»Wir sind die Armen, wir sind die Elenden, Arme und Elende sind wir nicht, Weil mit reichen Tönen, mit glückbeseelenden, Zu uns die Stimme der Zukunft spricht. Wir sind die drunten in Tiefen Wohnenden, Um unsre Stirnen noch streicht die Nacht, Doch wir beneiden die droben Thronenden Nicht um die prunkenden Sessel der Macht. Denn in die Tiefe sollen versinken Gleißende Herrlichkeiten der Herrn, Stürzen zur Rechten, stürzen zur Linken, Ob ihren Häuptern erbleicht der Stern. Aber zu unsern Häupten entflammen Sterne der Freiheit ihr funkelnd Licht, Goldene Säulen brechen zusammen, Nimmer, was wir erbauen, zerbricht. Uns ist gefallen ein Los vor allen Unvergleichlich und wahrhaft schön: Wir steigen aufwärts, und vorwärts wallen Wir zu des Lebens leuchtenden Höhn. Wir sind die Armen, wir sind die Elenden, Arme und Elende sind wir nicht, Weil mit reichen Tönen, mit glückbeseelenden, Zu uns die Stimme Gottes spricht.«
Wenn ich in Qualen lag,Undurchdringlichen,Wenn meine Seele rangFlehend zu dir:Hilf mir, du ewigerVater des Lebens,Hilf mir, allmächtiger,Liebender Gott!AngeschmiedetÄchzen die Sinne,HingeknechtetIn Staub und Kot –Wenn ich gebäumt mich,Ketten geschüttelt,Äther zu atmenHerrlich und frei –Ach, nur ein NageldruckDeiner AllmächtigkeitWar noch vonnöten,Daß es vollbracht –Ließest mich liegenOhne Barmherzigkeit,Mich, der ich dich nurBrünstig begehrt;Ließest mich schmachtenOhne Allgütigkeit,Mich, der dem Kinde gleichBetete treu.Wenn ich in Qualen lag ...
Was melden deine Lieder nurAls über dir der Wipfel WehnUnd deiner Schritte WanderspurIm Weitergehn? Was überraschend dich entzückt,Und hast es hundertmal gesehn,Was deine Hand aus Liebe pflücktIm Weitergehn. Uralte Lust will sich erneun,Im Liede staunend auferstehn –So laß dir goldne Wunder streunIm Weitergehn!