Ob ich dich liebe, weiß ich nicht.Seh ich nur einmal dein Gesicht,Seh dir ins Auge nur einmal,Frei wird mein Herz von aller Qual.Gott weiß, wie mir so wohl geschicht!Ob ich dich liebe, weiß ich nicht.
Alles VergänglicheIst nur ein Gleichnis;Das Unzulängliche,Hier wird´s Ereignis;Das Unbeschreibliche,Hier ist´s getan;Das Ewigweibliche Zieht uns an.
"Die Feinde, die bedrohen dich,Das mehrt von Tag zu Tage sich,Wie dir doch gar nicht graut!""Das seh´ ich alles unbewegt,Sie zerren an der Schlangenhaut,Die jüngst ich abgelegt.Und ist die nächste reif genung,Abstreif´ ich sie sogleich,Und wandle neu belebt und jungIm frischen Götterreich."
Das Alter ist ein höflicher Mann:Einmal übers andre klopft er an,aber nun sagt niemand: Herein!Und vor der Türe will er nicht sein.Da klinkt er auf, tritt ein so schnell,und nun heißt´s, er sei ein grober Gesell.
Vier Tieren auch verheißen war,Ins Paradies zu kommen;Dort leben sie das ew´ge JahrMit Heiligen und Frommen.Den Vortritt hier ein Esel hat,Er kommt mit muntren Schritten;Denn Jesus zur ProphetenstadtAuf ihm ist eingeritten.Halb schüchtern kommt ein Wolf sodann,Dem Mahomet befohlen:Laß dieses Schaf dem armen Mann!Dem Reichen magst du´s holen.Nun, immer wedelnd, munter, brav,Mit seinem Herrn, dem braven,Das Hündlein, das den SiebenschlafSo treulich mitgeschlafen.Abuherriras Katze hierKnurrt um den Herrn und schmeichelt;Denn immer ist´s ein heilig Tier,Das der Prophet gestreichelt.
Ich komme bald, ihr goldnen Kinder!Vergebens sperret uns der Winterin unsre warmen Stuben ein.Wir wollen uns zum Feuer setzenund tausendfältig uns ergetzen,uns lieben wie die Engelein.Wir wollen kleine Kränze winden,wir wollen kleine Sträuße bindenund wie kleine Kinder sein.
Hätt´ ich gezaudert zu werden,Bis man mir´s Leben gegönnt, Ich wäre noch nicht auf Erden,Wie ihr begreifen könnt,Wenn ihr seht, wie sie sich gebärden,Die, um etwas zu scheinen,Mich gerne möchten verneinen.
Der Strauß, den ich gepflücket,grüße dich vieltausendmal!Ich habe mich oft gebücket,ach, wohl eintausendmal,und ihn ans Herz gedrücketwie hunderttausendmal!
Sie schelten einander Egoisten;Will jeder doch nur sein Leben fristen.Wenn der und der ein Egoist,So denke, daß du es selber bist.Du willst nach deiner Art bestehn,Mußt selbst auf deinen Nutzen sehn!Dann werdet ihr das Geheimnis besitzen,Euch sämtlich untereinander zu nützen;Doch den laßt nicht zu euch herein,Der andern schadet, um etwas zu sein.
Such´ Er den redlichen Gewinn!Sei Er kein schellenlauter Tot!Es trägt Verstand und rechter SinnMit wenig Kunst sich selber vor;Und wenn´s Euch ernst ist, was zu sagen,Ist´s nötig, Worten nachzujagen?Ja, Eure Reden, die so blinkend sind,In denen Ihr der Menschheit Schnitzel kräuselt,Sind unerquicklich wie der Nebelwind,Der herbstlich durch die dürren Blätter säuselt.