Raphael. Die Sonne tönt nach alter WeiseIn Brudersphären Wettgesang,Und ihre vorgeschriebne ReiseVollendet sie mit Donnergang.Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke,Wenn keiner sie ergründen mag;Die unbegreiflich hohen WerkeSind herrlich wie am ersten Tag.Gabriel. Und schnell und unbegreiflich schnelleDreht sich umher der Erde Pracht;Es wechselt ParadieseshelleMit tiefer, schauervoller Nacht;Es schäumt das Meer in breiten FlüssenAm tiefen Grund der Felsen auf,Und Fels und Meer wird fortgerissenIn ewig schnellem Sphärenlauf.Michael. Und Stürme brausen um die Wette,Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer,Und bilden wütend eine KetteDer tiefsten Wirkung ringsumher.Da flammt ein blitzendes VerheerenDem Pfade vor des Donnerschlags;Doch deine Boten, Herr, verehrenDas sanfte Wandeln deines Tags.Zu drei. Der Anblick gibt den Engeln Stärke,Da keiner Dich ergründen mag,Und alle Deine hohen WerkeSind herrlich wie am ersten Tag.
Im Namen dessen, der sich selbst erschuf,Von Ewigkeit in schaffendem Beruf;In seinem Namen, der den Glauben schafft,Vertrauen, Liebe, Tätigkeit und Kraft;In jenes Namen, der, so oft genannt,Dem Wesen nach blieb immer unbekannt:Soweit das Ohr, soweit das Auge reicht,Du findest nur Bekanntes, das ihm gleicht,Und deines Geistes höchster FeuerflugHat schon am Gleichnis, hat am Bild genug;Es zieht dich an, es reißt dich heiter fort,Und wo du wandelst, schmückt sich Weg und Ort;Du zählst nicht mehr, berechnest keine Zeit,Und jeder Schritt ist Unermeßlichkeit.Was wär ein Gott, der nur von außen stieße,Im Kreis das All am Finger laufen ließe!Ihm ziemt´s, die Welt im Innern zu bewegen,Natur in sich, sich in Natur zu hegen,Sodaß, was in Ihm lebt und webt und ist,Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermißt.Im Innern ist ein Universum auch;Daher der Völker löblicher Gebrauch,Das jeglicher das Beste, was er kennt,Er Gott, ja seinen Gott benennt,Ihm Himmel und Erden übergibt,Ihn fürchtet, und womöglich liebt.
Vom Vater hab ich die Statur,Des Lebens ernstes Führen,Vom Mütterchen die FrohnaturUnd Lust zu fabulieren.Urahnherr war der Schönsten hold,Das spukt so hin und wieder;Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,Das zuckt wohl durch die Glieder.Sind nun die Elemente nichtAus dem Komplex zu trennen,Was ist denn an dem ganzen WichtOriginal zu nennen?
Kein Wesen kann zu Nichts zerfallen! Das Ew´ge regt sich fort in allen, Am Sein erhalte dich beglückt! Das Sein ist ewig: denn Gesetze Bewahren die lebend´gen Schätze, Aus welchen sich das All geschmückt. Das Wahre war schon längst gefunden, Hat edle Geisterschaft verbunden; Das alte Wahre, faß es an! Verdank es, Erdensohn, dem Weisen, Der ihr, die Sonne zu umkreisen, Und dem Geschwister wies die Bahn. Sofort nun wende dich nach innen, Das Zentrum findest du dadrinnen, Woran kein Edler zweifeln mag. Wirst keine Regel da vermissen: Denn das selbständige Gewissen Ist Sonne deinem Sittentag. Den Sinnen hast du dann zu trauen, Kein Falsches lassen sie dich schauen, Wenn dein Verstand dich wach erhält. Mit frischem Blick bemerke freudig, Und wandle sicher wie geschmeidig Durch Auen reichbegabter Welt. Genieße mäßig Füll und Segen, Vernunft sei überall zugegen, Wo Leben sich des Lebens freut. Dann ist Vergangenheit beständig, Das Künftige voraus lebendig, Der Augenblick ist Ewigkeit. Und war es endlich dir gelungen, Und bist du vom Gefühl durchdrungen: Was fruchtbar ist, allein ist wahr – Du prüfst das allgemeine Walten, Es wird nach seiner Weise schalten, Geselle dich zur kleinsten Schar. Und wie von alters her im stillen Ein Liebewerk nach eignem Willen Der Philosoph, der Dichter schuf, So wirst du schönste Gunst erzielen: Denn edlen Seelen vorzufühlen Ist wünschenswertester Beruf.
Einst ging ich meinem Mädchen nach Tief in den Wald hinein, Und fiel ihr um den Hals, und: Ach! Droht sie, ich werde schrein. Da rief ich trotzig: Ha! ich will Den töten, der uns stört! - Still, lispelt sie, Geliebter, still! Daß ja dich niemand hört.
Das Alter ist ein höflicher Mann:Einmal übers andre klopft er an,aber nun sagt niemand: Herein!Und vor der Türe will er nicht sein.Da klinkt er auf, tritt ein so schnell,und nun heißt´s, er sei ein grober Gesell.
In Lebensfluten, im TatensturmWall ich auf und ab,Webe hin und her!Geburt und Grab,Ein ewiges Meer,Ein wechselnd Weben,Ein glühend Leben,So schaff icham sausenden Webstuhl der ZeitUnd wirke der Gottheit lebendiges Kleid.
Werd ich zum Augenblicke sagen:Verweile doch! du bist so schön!Dann magst du mich in Fesseln schlagen,Dann will ich gern zugrunde gehn!Dann mag die Totenglocke schallen,Dann bist du deines Dienstes frei,Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,Es sei die Zeit für mich vorbei!
Ihm ist keiner der Geringste –Wer sich mit gelähmten Gliedern,Sich mit wild zerstörtem Geiste,Düster ohne Hilf´ und Rettung,Sei er Brahma, sei er Paria,Mit dem Blick nach oben kehrt,Wird´s empfinden, wird´s erfahren:Dort glänzen tausend Augen,Ruhend lauschen tausend Ohren,Denen nichts verborgen bleibt.
Die Welt ist so leer,wenn man nur Berge sieht,Flüsse und Städte darin denkt,aber hie und da jemand zu wissen,der mit uns übereinstimmt,mit dem wir auch stillschweigend fortleben:das macht uns diesen Erdenrunderst zu einem bewohnten Garten.