Bleib, o bleib in deiner Träume Welt,Such nicht des Lebens wirkliches Sein!Es hat nur dunkle oder grelle Farben,Der Traum nur hat der Morgensonne Schein;Stirbst du lebend, bist du tot noch des Lebens,Kehren wird dein Geist zu der Erde zurück;Stirbst du als Träumer, kannst du ruhig sterben,Mit dir verbleicht auch dein ewiges Glück.
So stockte auch da jenes Blutes Strom,Das einst gewohnt war zu rinnen,So bebten auch die Nerven zur Ruh,Und Nacht ward´s alle den Sinnen.Und Herz und Hirn müssen stille sein:Bist Staub und lebloser Ton allein.Ach Ewigkeit-Sehnsucht, du wundersame!Da ist nur Staub, eine Tat und ein Name.Denn jeder gute GedankeStirbt nimmermehr so lang,Bis nicht aus seinem KeimeEin beßrer noch entsprang.Licht übers LandLicht übers Land, –Das ist´s, was wir wollen.
Man büßet dafür so manches Jahr,Was ärmliche Freuden waren;Man lächelt es vor in dem Augenblick,Doch weinen muß man in Jahren.Es rinnet Leid, rinnet Harm von roten Rosen.Man jagt auf dem goldnen Rad des Glücks,So schnell, daß nichts man kann sehen;Der Sorge knechtische, schwere LastErwartet uns doch, wenn wir stehen.Es rinnet Leid, rinnet Harm von roten Rosen.Man lebt in der Lust wie halb im Traum –Die Sorge hat keine Träume:Mit wachen Augen sieht sie dich an,Augen wie endlose Räume.Es rinnet Leid, rinnet Harm aus roten Rosen.Kein Lächeln erweckt deinen Tag im Bett,Die Träne hat gute Stunden;Denn Lächeln ist Glanz nur von dem, was ist,Die Träne von dem, was verschwunden.Es rinnet Leid, rinnet Harm aus roten Rosen.
Alle die wachsenden SchattenVerflossen zu einem allein,Einsam am Himmel leuchtetEin Stern so strahlend rein;Die Wolken sind schwer von Träumen und Sehnen,Die Augen der Blumen schwimmen in Tränen,Seltsam vom AbendwindeRauscht´s in der Linde.
Und ward dem Tag all seine QualUnd weint´ er sie aus in Tau,So öffnet die Nacht den HimmelssaalMit ewiger Sehnsucht stummer Qual,Und eins und einsUnd zwei und zweiZieht ferner Welten GenienchorAus dunkler Himmelstiefe vor,Und hoch ob der Erde Freuden und Schmerzen,In Händen hoch die Sternenkerzen,Schreiten sie langsam den Himmel dahinUnd wie sie gehen,Den Sinn voll Trauer,Seltsamlich wehenIn des Raumes eisigem SchauerDer Sternenkerzen flackernde Flammen.
Eines Abends denk´ ich vor allen,Denke seiner genau, wehmütig-stolzUnd in jubelnder Demut –Stille war´s im Gemach,Singendes Schweigen;Der Schein der Lampe fiel so klar und mildÜber die feinen schönen Züge;Und ich sah – doch nicht, daß das LichtÜber die feinen, schönen Züge fiel –Nein! es war, als wiegte meine SeeleIn schaffender Macht das AntlitzHervor aus des Lichtes schauerndem Strom.Und die Augen sahen auf mich so sehnsuchtsmilde,Daß mein Gedanke in seltsamem Mute raunte,Ich sei wert zu besitzen ...Dann traten die Züge in den Schatten.Kein Wort ward gesprochen,Worte waren zu schwer für meine Gedanken;Und kein Handdruck gewechselt,Denn ich wußte mir nicht, daß ich da war.Und doch weiß ich, wir zwei, wir gehören zusammen,Daß nichts uns jemals scheiden kann,War jene Sekunde auch unsere letzte Begegnung.