Ich soll nicht dein vergessen…?Was sagt dies arme Wort?Ins Buch des Lebens pressenEin Blümchen, halb verdorrt?Wenn deiner nicht vergessenDich wahrhaft lieben heißt,Dann haucht noch aus Cypressen,Dein eingedenk mein Geist.
Geheimnisvoller Klang,Für Geister der Luft besaitet,Von keines Menschen Gesang,Von Stürmen nur begleitet.In deinen Tiefen sindDie Melodien der Sterne, –So ruft ein weinend KindDer Mutter in der Ferne.Laute der Trösterin Einsamkeit!So ziehen über Fluten Schwäne,So wiegt in Träume der SeligkeitDie schmerzenstillende Träne.
Nicht immer schließt wie auf der BühneDas Schicksal mit vollkommnem Schluß,Nicht immer findet Schuld die Sühne,Die Liebe süßen Todeskuß.Viel öfter wird ein Herz zersplittert,Und Leid wie Lust stirbt Jahr um Jahr,Wie Bild und Schrift zuletzt verwittert,Und Traum wird, was Erinn´rung war.
Ja, einmal nimmt der Mensch von seinen TagenIm voraus schon des Glückes Zinsen ein,Und spricht: Ich will den Kranz der Freude tragen,Mag, was darauf folgt, nur noch Asche sein.Die vollen Becher! Laß uns alles wagen!Ja einmal will ich auf den Mittagshöh´nDes Lebens stehn und dann am Ende sagen:Wie war es doch so schön!Wie war der Traum so schön! Da wir uns liebten,Da blühten Rosen um den Trauerzug;Im Schaum der Tage, die sonst leer zerstiebten,War eine Perle, reich und stolz genug.Ich will den Arm um deinen Nacken schlingen,Und durch die Ferne der Erinnrung tön´:Kann keine Zeit das Glück uns wiederbringen –Wie war es doch so schön!
Vor Wonne zitternd hat die MittagsschwüleAuf Tal und Höh´ in Stille sich gebreitet;Man hört nur, wie der Specht im Tannicht scheitet,Und wie durchs Tobel rauscht die Sägemühle.Und schneller fließt der Bach, als such´ er Kühle.Die Blume schaut ihm durstig nach und spreitetDie Blätter sehnend aus, und trunken gleitetDer Schmetterling vom seidnen Blütenpfühle.Am Ufer sucht der Fährmann sich im NachenAus Weidenlaub ein Sonnendach zu zimmernUnd sieht ins Wasser, was die Wolken machen.Jetzt ist die Zeit, wo oft im Schilf ein WimmernDen Fischer weckt; der Jäger hört ein Lachen,Und golden sieht der Hirt die Felsen schimmern.
Mit dem zuerst der Mensch ein Bündnis machte,Das war der Berge starker Sohn, das Eisen,Das half ihm treu auf Land- und WasserreisenUnd als er unters Joch die Tiere brachte.Darob erzürnte sich in seinem SchachteDas eitle Gold und sprach: Seht mir die Weisen!Bald werdet mich ihr über Götter preisen,Doch wehe dem, den ich sodann verachte!Und wehe dem auch, den ich ganz entzücke!Bald wird der Stolze unter euch gesendet,Des Haupt so sehr mit meinem Glanz ich schmücke,Daß ihr, von seinem Anblick wahnverblendet,Erlernet, wie das Joch des Goldes drücke,Und daß ihr gegen euch das Eisen wendet!
Der Komet(Fragment)In des Weltraums hängenden Gärten wehnDie Geburten des All, die dem Äther entstehn,Die der Lichtstoff zeugt – am erlöschenden Stern,Am verödeten jagt noch mit flüssigem KernDer Komet durch den Raum und durchwallt vor dem HerrnIn feurigen Bahnen die Schöpfung.Lichtmeere durchfliegt er, Jahrtausenden vor,Jahrtausenden nach, über Monden emporDen unendlichen Weg, bis wieder sein LichtIns versteinte GesichtDer gealterten Erde zurückblickt.
Der Frühling verschleiert nun wiederDie Erde ganzMir zartem Laubgefieder,Mit Blütenglanz;Nun eilet zum TanzHier unter dem blühenden Flieder!Von schwellenden Zweigen herniederSingt sehnlich bangDie Drossel so liebliche Lieder;Ertöne noch langDu süßer GesangHier unter dem blühenden Flieder!Schwermütige Liebe, komm wieder,Du schönstes Glück!Vom Dunkel der Sterne schweb niederZur Erde zurück,Du schönstes Glück,Hier unter dem blühenden Flieder!
Wenn über Wege tief beschneitDer Schlitten lustig rennt,Im Spätjahr in der Dämmerzeit,Die Wochen im Advent,Wenn aus dem Schnee das junge RehSich Kräuter sucht und Moose,Blüht unverdorrt im Frost noch fortDie weiße Weihnachtsrose.Kein Blümchen sonst auf weiter Flur;In ihrem DornenkleidNur sie, die niedre Distel nurTrotzt allem Winterleid;Das macht, sie will erwarten still,Bis sich die Sonne wendet,Damit sie weiß, daß Schnee und EisAuch diesmal wieder endet.Doch ist´s geschehn, nimmt fühlbar kaumDer Nächte Dunkel ab,Dann sinkt mit einem HoffnungstraumAuch sie zurück ins Grab.Nun schläft sie gern, sie hat von fernDes Frühlings Gruß vernommen,Und o wie bald wird glanzumwalltEr sie zu wecken kommen!
Je dunkler, je schattiger ein Baum,Um so lieber singt ein Vogel darauf,Je schwermütiger, je düst´rer ein Traum,Um so lieber wacht man auf.Je härter, um so edler der Stein,Je müder, je mehr gebrochenEin edles Herz von Pein,Um so tiefer und stiller sein Pochen.Wem ein großes Leid geschehen,Der wird ewig elend sein.Blumen kann man wieder säen,Herzen, die uns recht verstehenWenn uns die verloren gehen –Den Verlust bringt nichts mehr ein.