Es steht ein alter NameAn einem alten Baum,Bemoost und ganz verwachsen,Und man erkennt ihn kaum.Der Baum noch grünt und duftet,Streut jährlich Blüten herab,Die Hand, die den Namen geschnitten,Sie modert lange im Grab.
Hast du noch nie recht bitterlich geweint,Daß glüh´nde Tränen dir hervorgedrungen,Noch nie mit einem großen Schmerz gerungen,Noch nie unsäglich elend dich gemeint?Hat hohe Freude nie dein Herz geschwellt,Durchbrausten nie dich stolze Jubelklänge,Daß du fast meintest, deine Brust zerspränge,Und daß du seist der Seligste der Welt?Wenn solche Schauer nimmer dich durchbebt,Hast du die Feuertaufe nicht bekommen,Des Daseins Strahlenhöhe nicht erklommen,Und sage nicht, du habest schon gelebt.
Ich ruhe still im hohen, grünen Grasund sende lange meinen Blick nach oben,von Grillen rings umschwirrt ohn’ Unterlaß,von Himmelsbläue wundersam umwoben.Und schöne, weiße Wolken ziehn dahindurchs tiefe Blau, wie schöne stille Träume.mir ist, als ob ich längst gestorben bin,und ziehe selig mit durch ew’ge Räume.
Wenn trüb das verlöschende letzte RotHerschimmert über die Heide,Wenn sie liegt so still, so schwarz und tot,so weit du nur schauest, die Heide,Wenn der Mond steigt auf und mit bleichem Schein,Erhellt den granitnen Hünenstein,Und der Nachtwind seufzet und flüstert dareinAuf der Heide, der stillen Heide. –Das ist die Zeit, dann mußt du gehnGanz einsam über die Heide,Mußt achten still auf des Nachtwinds WehnUnd des Mondes Licht auf der Heide:Was nie du vernahmst durch Menschenmund,Uraltes Geheimnis, es wird dir kund,Es durchschauert dich tief in der Seele GrundAuf der Heide, der stillen Heide.
Gern bin ich allein an des Meeres Strand,Wenn der Sturmwind heult und die See geht hohl,Wenn die Wogen mit Macht rollen zu Land,O wie wird mir so kühn und so wonnig und wohl! Die segelnde Möwe, sie ruft ihren GrußHoch oben aus jagenden Wolken herab;Die schäumende Woge, sie leckt meinen Fuß,Als wüßten sie beide, wie gern ich sie hab´.Und der Sturm, der lustig das Haar mir zaust,Und die Möw´ und die Wolke, die droben zieht,Und das Meer, das da vor mir brandet und braust,Sie lehren mich alle manch herrliches Lied.Doch des Lebens erbärmlicher Sorgendrang,O wie sinkt er zurück, wie vergess´ ich ihn,Wenn die Wogenmusik und der SturmgesangDurch das hoch aufschauernde Herz mir ziehn!