Nichts ist vollkommen auf dieser Welt,der Rose ist der Stachel beigesellt;ich glaube gar die lieben Engelim Himmel droben sind nicht ohne Mängel…Du bist, verehrte Frau, du selbst sogarNicht fehlerfrei, nicht aller Mängel bar.Du schaust mich an, du fragst mich, was dir fehle?Ein Busen, und im Busen eine Seele.
Ein neues Lied, ein besseres Lied,O Freunde, will ich euch dichten!Wir wollen hier auf Erden schonDas Himmelreich errichten.Wir wollen auf Erden glücklich seinUnd wollen nicht mehr darben;Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,Was fleißige Hände erwarben.
Mit Brünetten hat´s eine Ende!Ich gerate dieses JahrWieder in die blauen Augen,Wieder in das blonde Haar. Die Blondine, die ich liebe,Ist so fromm, so sanft, so mild!In der Hand den Liljenstengel,Wäre sie ein Heilgenbild. Schlanke, schwärmerische Glieder,Wenig Fleisch, sehr viel Gemüt;Und für Liebe, Hoffnung, GlaubeIhre ganze Seele glüht. Sie behauptet, sie verstündeGar kein Deutsch - ich glaub es nicht.Niemals hättest du gelesenKlopstocks himmlisches Gedicht?
O Deutschland, meine ferne Liebe,Gedenk ich deiner, wein ich fast!Das muntre Frankreich scheint mir trübe,Das leichte Volk wird mir zur Last.Nur der Verstand, so kalt und trocken,Herrscht in dem witzigen Paris. -O Narrheitsglöcklein, Glaubensglocken,Wie klingelt ihr daheim so suess!Höfliche Männer! Doch verdrossenGeb ich den artgen Gruss zurueck. -Die Grobheit, die ich einst genossenIm Vaterland, das war mein Glück!Lächelnde Weiber! Plappern immer,Wie Mühlenraeder stets bewegt!Da lob ich Deutschlands Frauenzimmer,Das schweigend sich zu Bette legt.Und alles dreht sich hier im KreiseMit Ungestüm, wie´n toller Traum!Bei uns bleibt alles hübsch im Gleise,Wie angenagelt, rührt sich kaum.Mir ist, als hört ich fern erklingenNachtwächterhörner, sanft und traut;Nachtwächterlieder hör ich singen,Dazwischen Nachtigallenlaut.Dem Dichter war so wohl daheime,In Schildas teurem Eichenhain!Dort wob ich meine zarten ReimeAus Veilchenduft und Mondenschein.
Du bist wie eine Blume,So hold und schön und rein;Ich schau dich an, und WehmutSchleicht mir ins Herz hinein.Mir ist, als ob ich die HändeAufs Haupt dir legen sollt’,Betend, daß Gott dich erhalteSo rein und schön und hold.
Still ist die Nacht, es ruhn die Gassen,In diesem Hause wohnte mein Schatz;sie hat schon längst die Stadt verlassen,Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,Und ringt die Hände vor Schmerzensgewalt;Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe –Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.Du Doppelgänger! Du bleicher Geselle!Was äffst du nach mein Liebesleid,Das mich gequält auf dieser Stelle,So manche Nacht in alter Zeit?
Aus den Himmelsaugen drobenFallen zitternd goldne FunkenDurch die Nacht, und meine SeeleDehnt sich liebeweit und weiter.O ihr Himmelsaugen droben!Weint euch aus in meine Seele,Daß von lichten SternentränenÜberfließet meine Seele.
Die Welt ist dumm, die Welt ist blind, Wird täglich abgeschmackter! Sie spricht von dir, mein schönes Kind, Du hast keinen guten Charakter.Die Welt ist dumm, die Welt ist blind, Und dich wird sie immer verkennen; Sie weiß nicht, wie süß deine Küsse sind, Und wie sie beseligend brennen.
Ich mache jetzt mein Testament,Es geht nun bald mit mir zu End.Nur wundre ich mich, daß nicht schon längstensMein Herz gebrochen vor Gram und Ängsten.Du aller Frauen Huld und Zier,Luise! ich vermache dirZwölf alte Hemde und hundert Flöhe,Und dreimalhunderttausend Flüche.Dem guten Freund, der mit gutem RatMir immer riet und nie was tat,Jetzt, als Vermächtnis, rat ich ihm selber:Nimm eine Kuh und zeuge Kälber.Wem geb ich meine Religion,Den Glauben an Vater, Geist und Sohn?Der Kaiser von China, der Rabbi von Posen,Sie sollen beide darum losen.Den deutschen Freiheits- und Gleichheitstraum,Die Seifenblasen vom besten Schaum,Vermach ich dem Zensor der Stadt Krähwinkel;Nahrhafter freilich ist Pumpernickel.Die Taten, die ich noch nicht getan,Den ganzen Vaterlandsrettungsplan,Nebst einem Rezept gegen Katzenjammer,Vermach ich den Helden der badischen Kammer.Und eine Schlafmütz, weiß wie Kreid,Vermach ich dem Vetter, der zur ZeitFür die Heidschnuckenrechte so kühn geredet;Jetzt schweigt er wie ein echter Römer.Und ich vermache dem SittenwartUnd Glaubensvogt zu StuttegardEin Paar Pistolen [doch nicht geladen],Kann seiner Frau damit Furcht einjagen.Ein treues Abbild von meinem SteißVermach ich der schwäbischen Schule; ich weiß,Ihr wolltet mein Gesicht nicht haben,Nun könnt ihr am Gegenteil euch laben.Zwölf Krüge Seidlitzer Wasser vermachIch dem edlen Dichtergemüt, das ach!Seit Jahren leidet an Sangesverstopfung;Ihn tröstete Liebe, Glaube und Hoffnung.Und dieses ist ein Kodizill:Für den Fall, daß keiner annehmen willDie erwähnten Legate, so sollen sie alleDer römisch-katholischen Kirche verfallen.
IntermezzoWo ich bin, mich rings umdunkeltFinsternis, so dumpf und dicht,seit mir nicht mehr leuchtend funkelt,Liebste, deiner Augen Licht.Mir erloschen ist der süßenLiebessterne goldne Pracht,Abgrund gähnt zu meinen Füßen -nimm mich auf, uralte Nacht!