Ich kann oft stundenlang am Strome stehen,Wenn ich entflohen aus der Menschen Bann;Er plaudert hier wie ein erfahrner Mann,Der in der Welt sich tüchtig umgesehen.Da schildert er mir seiner Jugend Wehen,Wie er den Weg durch Klippen erst gewann,Ermattet darauf im Sande schier verrann,Und jedes Wort fühl´ ich zum Herzen gehen.Wie wallt er doch so sicher seine Bahn!Bei allem Plänkeln, Hin- und WiderstreifenVergißt er nie: "Ich muß zum Ozean!"Du, Seele, nur willst in der Irre schweifen?O tritt, ein Kind, doch zur Natur heranUnd lern´ die Weisheit aus den Wassern greifen!
Ich bin ein freier Mann und singe Mich wohl in keine Fürstengruft, Und alles, was ich mir erringe, Ist Gottes liebe Himmelsluft. Ich habe keine stolze Feste, Von der man Länder übersieht, Ich wohn´ ein Vogel nur im Neste, Mein ganzer Reichtum ist mein Lied. Ich durfte nur, wie andre, wollen, Und wär´ nicht leer davongeeilt, Wenn jährlich man im Staat die Rollen Den treuen Knechten ausgeteilt; Allein ich hab´ nie zugegriffen, So oft man mich herbei beschied, Ich habe fort und fort gepfiffen, Mein ganzer Reichtum ist mein Lied. Der Lord zapft Gold aus seiner Tonne, Und ich aus meiner höchstens Wein; Mein einzig Gold die Morgensonne, Mein Silber all der Mondenschein! Färbt sich mein Leben herbstlich gelber, Kein Erbe, der zum Tod mir riet; Denn meine Münzen prägt´ ich selber; Mein ganzer Reichtum ist mein Lied. Gern sing´ ich abends zu dem Reigen, Vor Thronen spiel´ ich niemals auf; Ich lernte Berge wohl ersteigen, Paläste komm´ ich nicht hinauf; Indes aus Moder, Sturz und Wettern Sein golden Los sich mancher zieht, Spiel´ ich mit leichten Rosenblättern; Mein ganzer Reichtum ist mein Lied. Nach dir, nach dir steht mein Verlangen, O schönes Kind, o wärst du mein! Doch du willst Bänder, du willst Spangen, Und ich soll dienen gehen? Nein! Ich will die Freiheit nicht verkaufen, Und wie ich die Paläste mied, Lass´ ich getrost die Liebe laufen; Mein ganzer Reichtum sei mein Lied.
Deutschland – auf weichem PfühleMach dir den Kopf nicht schwerIm irdischen Gewühle!Schlafe, was willst du mehr?Laß jede Freiheit dir rauben,Setze dich nicht zur Wehr,Du behältst ja den christlichen Glauben:Schlafe, was willst du mehr?Und ob man dir alles verböte,Doch gräme dich nicht zu sehr,Du hast ja Schiller und Goethe:Schlafe, was willst du mehr?Dein König beschützt die KameleUnd macht sie pensionär,Dreihundert Taler die Seele:Schlafe, was willst du mehr?Es fechten die ZeitungsblätterIm Schatten, ein Sparterheer;Und täglich erfährst du das Wetter:Schlafe, was willst du mehr?Kein Kind läuft ohne HöschenAm Rhein, dem freien, umher:Mein Deutschland, mein Dornröschen,Schlafe, was willst du mehr?
Wo Tag´ und Nächte der Mann oft Gründe wägt für Scheu und Lust,Da trifft beim ersten Blick die Frau das Rechte,Sie trifft´s und ist sich keines Grunds bewußt;Der Mann fragt Bücher, Freunde, Welterfahrung,Das Weib vernimmt des Herzens Offenbarung.
Die Feder Marats, wieder in Blut getaucht,Steht auf und lehrt scheuseliges Henkertum.Die Feder Marats? Nein, die deineWahrlich abscheulicher, zehnmal, ist sie.Er schrieb für Freiheit, mindestens wie er sieIn seiner teuflisch kochenden Brust verstand:Du glühst für Knechtschaft, willst VernichtungPredigen über ein ganzes Volk uns.Nicht bloß sie selbst, ihr Name sogar – es spricht´sDein feiler Mund – soll schwinden und untergehn:Nur dich hinweg, dich, Name Polens!Rufst du, dir schreib ich es nach mit Schauder.Ihr Name selbst? wie kränkte der Name dich?Ihr Name bleibt, und gingen sie selbst zugrund!Er ward mit Heldenblut geschrieben,Menschlichem Ruhme die schönste Sternschrift.Du freilich wichst demütigen Schritts zurück,Wenn fremde Macht anfiele das Vaterland.Sie starben, ja, doch nicht entgingst duIhrem gebrochenen Heldenblicke.Sie schrecken dich im Tode sogar, und nachDem Tod verfolgt dein schnödes Gedicht sie noch.O seltne Großmut! Solche SeelenNährt der entartete deutsche Boden!Du höhnst den Leichnam, aber ich leg indesDies kurze Lied auf mächtigen Aschenkrug:Hier liegt ein Volk! und dort bei dir gingMenschengefühl in Sophistik unter.
Und Liebe hat der Sterne Macht,kreist siegend über Tod und Nacht,kein Sturm, der sie vertriebe!Und blitzt deren Haß die Welt entlang,so wandelt ihren alten Ganghoch über den Wolken die Liebe.
Die Liebe ist ein Edelstein,Sie brennt jahraus, sie brennt jahrein,Und kann sich nicht verzehren;Sie brennt, solang noch HimmelslichtIn eines Menschen Aug sich bricht,Um drin sich zu verklären.Und Liebe hat der Sterne Macht,Kreist siegend über Tod und Nacht,Kein Sturm, der sie vertriebe!Und blitzt der Haß die Welt entlang,Sie wandelt sicher den alten Gang,Hoch über den Wolken, die Liebe!