Ein schönes Alter ist des Lebens Krone;Nur dem, der sie verdient, wird sie zum Lohne!Wer lange trug des Daseins schwere BürdeUnd alt sein Haupt noch aufrecht hält mit Würde,Gibt dadurch Zeugnis, daß er seinem LebenVon Jugend auf den rechten Halt gegeben.
Es hat die Rose sich beklagt, Daß gar zu schnell der Duft vergehe, Den ihr der Lenz gegeben habe. Da hab ich ihr zum Trost gesagt, Daß er durch meine Lieder wehe, Und dort ein ewiges Leben habe.
Ich muß dein gedenkenIch suche durch MühenMeine GedankenVon dir zu lenken,Aber sie glühenZu dir ohne Wanken,Ich muß dein gedenken!Wie nach der Sonne verlangen die Reben,Verlangt mich´s nach dir, meine Sonne, mein Leben!
Arbeit, edle Himmelsgabe,Zu der Menschen Heil erkoren!Nie bleibt ohne Trost und Labe,Wer sich deinem Dienst geschworen.Dir entspringt der Weisen Labe,Und dich meiden nur die Toren;Ungestützt von deinem Stabe,Ach, wie oft wär´ ich verloren!
Soll ich lachen, soll ich klagen,Daß die Menschen meist so dumm sind,Stets nur Fremdes wiedersagenund in Selbstgedachtem stumm sind!Nein, den Schöpfer will ich preisen,Daß die Welt so voll von Toren,Denn sonst ginge ja der WeisenKlugheit unbemerkt verloren.
Lieber Sterne ohne StrahlenAls Strahlen ohne Sterne;Lieber Kerne ohne SchalenAls Schalen ohne Kerne;Geld lieber ohne TaschenAls Taschen ohne Geld;Wein lieber ohne FlaschenAls umgekehrt bestellt.
Füllt mir das Trinkhorn!Reicht es herum!Trinken macht weise,Fasten macht dumm!Was ist das Athmen?Ein Trinken von Luft –Was ist das Riechen?Ein Trinken von Duft!Was ist ein Kuß alsEin doppelter Trank?Trinken macht selig,Fasten macht krank!Was ist das Sehen?Ein Trinken des Scheins –Klingt´s auch verschieden,Bleibt es doch Eins!Füllt mir das Trinkhorn!Reicht es herum!Trinken macht weise,Fasten macht dumm!
Die Menge, schwer zu überzeugen,Kann Beispiel oder Macht nur beugen;Drum soll, wer lehrt, die Worte sparenUnd sich durch Handeln offenbaren.Verhaßt sind mir die Schwätzer alleMit ihrer Worte hohlem Schwalle,Verhaßt sind mir die GlaubenswütigenWie die Verstandesübermütigen.– Wer nicht durch ein erfreulich LebenWeiß guten Lehren Reiz zu geben,Dem wäre besser, daß er schwiege;Denn nur durch Kampf gewinnt man Siege,Und wo sich gutes Beispiel mehrt,Wird selbst der Zweifler leicht bekehrt.
Das Leben ist ein Darlehn, keine Gabe –Du weißt nicht, wieviel Schritt du gehst zum Gabe,Drum nütze klug die Zeit: auf jeden SchrittNimm das Bewußtsein deiner Pflichten mit.Gewöhne dich – da stets der Tod dir dräut –Dankbar zu nehmen, was das Leben beut;Die Wünsche nicht nach Äußerm zu gestalten,Sondern den Kern im Innern zu entfalten;Nicht fremder Meinung unterthan zu sein,Die Dinge nicht zu schätzen nach dem Schein;Nicht zu verlangen, daß sie sollen gehn,Wie wir es wünschen, sondern sie verstehn,Daß wir uns bei Erfüllung unsrer Pflichten,Da sie´s nach uns nicht thun, nach ihnen richten.