Es wohnt ein Gott hoch über unserm Kreise,Ein Gott der Huld, ein starker Gott der Macht.Er ist allein der Ordnende, der Weise,Er wohnt im Licht und weiß, was er vollbracht.Mag wunderbar das dunkle Schicksal walten,Er wird es hell und freundlich einst entfalten,Denn er ist Gott, und unten wohnt die Macht.
Siehst du das Kind dort auf der Wiese spielen?Es lächelt froh dem blauen Himmel zu:Was Freud´ ihm gibt, das scheint es nur zu fühlen,Kein inn´rer Schmerz verkümmert seine Ruh.Und Blumen pflückt´s mit kindlichem Verlangen,Nur wenn ein Dorn die zarte Hand gefangen,Schleicht das Gefühl der Unlust in sein Herz;Ein Veilchen winkt, sein Kummer ist vergangen –Die Lust wohnt in uns, außer uns der Schmerz.
Die Rose1857Und horch, er singt, wie leis´ aus tiefen KeimenIn sichrer Nacht der Rose Kelch sich webt,Und dicht umhegt von grünen BlättersäumenVom frischen Quell der künft´gen Düfte lebt,Und wenn auch schon in ihren engen RäumenDie reiche Form sich üppig drängt und hebt,Doch still der Geist, von Lust und Leid geschieden,Noch schlimmer ruht in unbewußtem Frieden.Doch wenn der Lenz mit seinem Wehn und Wallen,Mit seiner Lust durch Erd´ und Himmel dringt,Wenn weit umher das Lied der Nachtigallen,Der Biene Flug, der Quelle Rieseln klingt,Wenn Blüthen rings entkeimen, blühn und fallen,Und jede Nacht den reichen Schmuck verjüngt,Dann fühl auch sie in ihrer dichten HülleDer Hoffnung Lust, des Lebens sel´ge Fülle.Und wenn gemach die Hüllen sich entfaltenUnd sich mit Gold des Busens Tiefe füllt,Blickt heller stets durch seines Kerkers SpaltenMit frischer Lust das hold verschämte Bild,Und freut sich still der wechselnden Gestalten,Die bunt umher die neue Welt enthüllt.Ihr frühster Duft, des Athems erstes WebenIst Liebe schon, und wähnt, er sei nur Leben.Und freier jetzt vom hellen Licht umwaltet,Und inniger durchströmt vom blauen Wehn,Läßt reicher stets und üppiger entfaltetDer volle Kelch die irren Tiefen sehn.So scheint, weil stets ihr Glanz sich neu gestaltet,Uns aus der Lieb´ erst Liebe zu entstehn ;Denn wandelbar mit ewig bunter WelleRinnt unversiegt des Lebens heil´ge Quelle.
Nimm mir Alles, falsches Glück,Gieb mir Täuschung, Freud´ und Schmerzen;Eines bleibt mir doch zurück:Hohe Lieb´ in treuem Herzen.Deinem Zorn erbeb´ ich nicht,Klage nicht um Ruhm und Freude;Muthig ist, wie Morgenlicht,Lieb´ im Leide.Was sie schenkte, was sie nahm,Alles ist mir lieb und theuer,Und ihr tiefster, längster GramMacht mich kühner nur und treuer.Gern erduld´ ich ihre Noth,Lächle, wenn ich mich betrübe;Freundlich ist, wie Abendroth,Leid in Liebe.