O, daß der Freude lichter Born,Einmal getrübt, so leicht versiegt,Und unser Glück und unsre LustSpurlos wie Schaum im Wind verfliegt!Indes von jedem Unglück dochEin Stachel tief im Herzen bleibtUnd unauslöschbar seine SchriftDer Schmerz in Stirn und Wangen schreibt!
O Mensch, schau hin und klageFortan im Unglück nicht!Du siehst: was wären TageVoll lauter Sonnenlicht?Damit zu reichem SegenDer Frühlingskeim erwacht,Gibt ihm der Himmel Regen,Gibt ihm der Himmel Nacht.Und daß zu voller SchöneErblüh´ des Menschen Herz,Schickt uns ein Gott die Träne,Schickt uns ein Gott den Schmerz.
O, wie im Glanz der MorgensonneDie Welt verlockend vor mir lag!O, wieviel Kränze, wieviel WonneVerhieß mir dieser junge Tag! –Nun hab´ ich bis zum Grund getrunkenDen Becher, den die Hoffnung bot;Schon ist die Sonne still versunken,Und leis verglomm das Abendrot.Und ach! ich habe nichts gefundenAls eines Herbsttags kalte Pracht;Nur wenig sonnenlichte Stunden –Und eine endlos lange Nacht.
Heimlich durch´s Fenster kam er geflogen,Schüchterner Liebe duftiger Gruß –Sieht sich der hoffende Werber betrogen?Sinnende Maid, warum zögert Dein Fuß?Durch des Gemaches verschwiegene RäumeFluthet der Rosen bestrickender Hauch,Wiegt Dich in süße, berauschende Träume,Wecket den Frühling im Herzen dir auch.Bald zu den Lippen wirst Du sie heben,Rosen zu Rosen – blühende Zeit! –Aber noch zagst Du mit innerem Beben –Ahnst Du die Dornen? Ahnst Du das Leid?
Zum ew´gen Himmel schau empor und lerne:Er, der in schlichter Bläue niederlacht,So lang es Tag, verhüllt er seine Sterne,Doch herrlich leuchten läßt er sie bei Nacht.So sei auch du! – Im Glücke still bescheiden,Prahl´ mit dem Glanze deines Innern nicht!Jedoch die düstern Nächte deiner LeidenDurchleuchte mit der eignen Sterne Licht!