Wes Herze nie in Liebe glühte,Wes Auge nie im Zorn entbrannt,Dem ist gestorben im GemüteDas Gute, das von oben stammt.Der ist im tiefsten Herzensgrunde,Der ist in tiefster Seele schlecht,Der ist bis in die letzte Stunde,Bis in den Tod der Selbstsucht Knecht.
Was ist die Heimat? Ist´s die Scholle?Drauf deines Vaters Haus gebaut?Ist´s jener Ort, wo du die Sonne,Das Licht der Welt zuerst geschaut?O nein, o nein, das ist sie nimmer!Nicht ist´s die Heimat, heißgeliebt.Du wirst nur da die Heimat finden,Wo´s gleichgestimmte Herzen gibt!Die Heimat ist, wo man dich gerneErscheinen, ungern wandern sieht.Sie ist´s, ob auch in weiter FerneDie Mutter sang dein Wiegenlied.
Die Welt ist eine große SeeleUnd jede Seele eine Welt;Das Auge ist der lichte Spiegel,Der beider Bild vereinigt hält.Und wie sich dir in jedem AugeDein eignes Bild entgegenstellt,So sieht auch jeder seine Seele,Sei eignes Ich nur in der Welt
Über dem Haupt dirSegeln die Wolken,Tragen den schnellenTötenden Blitz.Über dem Haupt dirStrahlen die Sterne,Winken dir trautIn trauriger Nacht.Nieder zu dir hinFahren die Blitze,Doch zu den SternenStreben mußt du!
Ein Jubellaut der Lerchenkehle,Ein Finkenruf vom kahlen BaumTrägt dir hinein schon in die SeeleDes ganzes Lenzes Wonnetraum.Halt nur nicht selbst im Wahn verriegeltDein Herz dem Glanze, der´s erhellt,Nur wie in deinem Blick sich spiegeltDie Welt, so ist für dich die Welt.
Wenn Schlauheit sucht in SilbenspaltenDen Siegespreis des Wortgefechts,Sollst würdig du und heilig haltenDas hohe Priestertum des Rechts.Der Schwachheit Schutz, der Bosheit Bändiger,Feind allem, was der Trug ersann,Sei mehr du als ein Rechtsverständiger,Sei immerdar ein recher Mann.
Ich glaub´ daß Keime, Blumen, ÄhrenIm Sonnenlicht nur auferstehn,Daß Augen, die umflort von Zähren,Noch niemals klar die Welt gesehn,Daß keine Arbeit ganz gelungen,Die Herzensfreude nicht vollbracht,Daß Trost und Frieden sich errungenNoch keiner in des Trübsinns Nacht.
Was der Verstand auch denkt und sinnt,Sein Licht ist kalter Schein!Es wohnt das Glück, das Himmelskind,Im Herzen nur allein.Die Zeit verlöscht des Geistes Licht,Verweht´s wie Staub und Rauch. –Des Herzens heil´ge Stimme sprichtNoch in dem letzten Hauch.O, wenn das arme Herz verwaist,Das ist der größte Schmerz! –Die Welt erobert sich der Geist,Den Himmel schenkt das Herz.