Ach, wie flüchtig ist die Zeit!Was wir gestern kaum begonnen,Heute liegt es schon so weitGrau und nebelhaft zerronnen –Ach, so flüchtig ist die Zeit.Ach, wie flüchtig ist die Zeit!Doch kein Schritt ging noch verloren,Denn ein Vater steht bereit,Wartend vor den ew´gen Toren –Bei ihm endet Flucht und Zeit!
Die Klage, sie wecketDen Toten nicht auf,Die Liebe nur decketDen Vorhang dir auf.Man liebt und was immerDas Leben belebt,Mit fassenden SinnenDie Augen erhebt.Das zarte Umfassen,Es löst sich so bald,Die Augen erblassenEs stirbt die Gestalt.Die Liebe, sie schicketDie Klage ihr nachDie Liebe, sie blicketDen Toten bald wach.Die Klage, sie wecketDie Toten nicht auf,Die Liebe nur decketDas Leben dir auf.
Hörst du, wie die Brunnen rauschen,Hörst du, wie die Grille zirpt?Stille, stille, laß uns lauschen,Selig, wer in Träumen stirbt.Selig, wen die Wolken wiegen,Wem der Mond ein Schlaflied singt,O wie selig kann der fliegen,Dem der Traum den Flügel schwingt,Daß an blauer HimmelsdeckeSterne er wie Blumen pflückt:Schlafe, träume, flieg´, ich weckeBald Dich auf und bin beglückt.
Es sang vor langen JahrenWohl auch die Nachtigall!Das war wohl süßer Schall,Da wir zusammen waren.Ich sing´ und kann nicht weinen,Und spinne so allein,Den Faden klar und reinSo lang´ der Mond wird scheinen.Als wir zusammen waren,Da sang die Nachtigall;Nun wartet mich ihr Schall,Da du von mir gefahren.So oft der Mond mag scheinen,Denk ich wohl dein allein.Mein Herz ist klar und rein –Gott wolle uns vereinen.Seit du von mir gefahren,Singt stets die Nachtigall;Ich denk bei ihren Schall,Wie wir zusammen waren.Gott wolle uns vereinen!Hier spinn ich so allein.Der Mond scheint klar und rein;Ich sing und möchte weinen.
Dein Lied erklang, ich habe es gehöret,Wie durch die Rosen es zum Monde zog;Den Schmetterling, der bunt im Frühling flog,Hast du zur frommen Biene dir bekehret,Zur Rose ist mein Drang,Seit mir dein Lied erklang!Dein Lied erklang, die Nacht hat´s hingetragen,Ach, meiner Ruhe süßes Schwanenlied!Dem Mond, der lauschend von dem Himmel sieht,Den Sternen und Rosen muß ich´s klagen,Wohin sie sich nun schwang,Der dieses Lied erklang!Dein Lied erklang, es war kein Ton vergebens,Der ganze Frühling, der von Liebe haucht,hat, als du sangest, nieder sich getauchtIm sehnsuchtsvollen Strome meines Lebens,Im Sonnenuntergang,Als mir dein Lied erklang!
Ich möchte gern was schreiben,Das ewig könnte bleiben;Denn alles andere TreibenWill nur die Zeit vertreiben.Ich möchte gern was lieben,Das ewig ist geblieben;Denn in den andern TriebenWird nur die Lieb vertrieben.Ich möchte gern mein LebenZu Ewigem erheben;Denn alles andere StrebenIst in den Tod gegeben.Drum schreib ich einen Namen,Drum lieb ich einen NamenUnd leb in einem Namen,Der Jesus heißt – sprich Amen.
Lieb und Leid im leichten LebenSich erheben, abwärts schweben,Alles will das Herz umfangen,Nur Verlangen, nie erlangen.In dem Spiegel all ihr BilderBlicket milder, blicket wilderJugend kann doch nichts versäumenFort zu träumen, fort zu schäumen.Frühling soll mit süßen BlickenSie entzücken und berücken,Sommer mich mit Frucht und Myrthen,Reich bewirten, froh umgürten.Herbst du sollst mich Haushalt lehren,Zu entbehren, zu begehren,Und du Winter lehr mich sterbenMich verderben, Frühling erben.Wasser fallen um zu springen, Um zu klingen, um zu singen,Schweig ich stille, wie und wo?Trüb und froh, nur so, so!
Wie gelehrig ist ein Kind!So wie du es lehrest lesenIn dem Buch, in dem wir sind,So wird einst sein ganzes Wesen.Wie gelehrig ist ein Kind!Willst du segnen, lehr´ ein Kind!Aus dem Körnlein werden Ähren,Wie dein Körnlein war gesinnt,Wird das Brot die Welt einst nähren.Willst du segnen, lehr´ ein Kind!
Was reif in diesen Zeilen steht,was lächelnd winkt und sinnend fleht,das soll kein Kind betrüben;die Einfalt hat es ausgesät,die Schwermut hat hindurchgeweht,die Sehnsucht hat´s getrieben.Und ist das Feld einst abgemäht,die Armut durch die Stoppeln gehtsucht Ähren, die geblieben;sucht Lieb, die für sie untergeht,sucht Lieb, die mit ihr aufersteht,sucht Lieb, die sie kann lieben.Und hat sie einsam und verschmähtdie Nacht durch, dankend in Gebet,die Körner ausgerieben,liest sie, als früh der Hahn gekräht,was Lieb erhielt, was Leid verweht,ans Feldkreuz angeschrieben:"O Stern und Blume, Geist und Kleid,Lieb´, Leid und Zeit und Ewigkeit!"
Wohl über die Heide geht ein Weg,Wo sich die Liebchen scheiden,Ein Hüttchen steht am Scheideweg,Gebaut von Trauerweiden.Und an der Hütt´ ein Bächlein rinnt,Lieb Äuglein heißt die Quelle,Da steht ein Blümchen treu und sinntUnd kann nicht von der Stelle.Und wer das Blümchen liebend bricht,Dem muß das Herz auch brechen,Das Blümchen spricht: "Vergiß mein nicht!"Ich muß es nach ihm sprechen."Vergiß mein nicht," du treues Herz,Bleib´ treu mir in der Ferne,Ohn´ dich ist alle Freude Schmerz,Ohn´ dich sind dunkel die Sterne.Der Himmel ist so trüb und still,Die Sonne kann nicht scheinen,Ach, wenn ich von dir singen will,So kann ich nicht vor Weinen.O lieber Gott, sprich ihr ins Herz,Sprecht ihr von mir, ihr Sterne,Und blickt mein Liebchen himmelwärts,So sei sie mir nicht ferne.