An Alexis send´ ich dich,Er wird, Rose, dich nun pflegen;Lächle freundlich ihm entgegen,Daß ihm sey, als säh´ er mich! Frisch, wie du der Knosp´ entquollst,Send ich dich; er wird dich küssen:Dann – jedoch er wird schon wissen,Was du alles sagen sollst.Sag´ ihm leise, wie ein KußMit halb aufgeschloßnem Munde,Wo mich, um die heiße Stunde,Sein Gedanke suchen muß.
Laß die Winde stürmenAuf des Lebens BahnOb sie Wogen türmenGegen deinen Kahn,Schiffe ruhig weiter,Wenn der Mast auch bricht,Gott ist dein Begleiter,Er vergißt dich nicht.
Nicht des Beifalls arme Gaben,Gottes Blick und dein GefühlTragen dein Gemüt erhabenÜber dieses Weltgewühl.Sei´s daß dir das Lob verstumme:Lob verweht und Weihrauch stäubt;Nur das Gute, nur die SummeDeiner beßren Taten bleibt.
»So kommt denn«, fragst du, »nimmer weiterDas arme menschliche Geschlecht?So haben denn die edlen StreiterUmsonst gekämpft für Licht und Recht?« –Wir kommen weiter, trotz den Mängeln,Trotz allem, was uns täuscht und irrt,Ob auch ein Paradies von EngelnDie Erde nie erzeugen wird.Die Sonne wird, nach tausend Jahren,Wie heute, schwache Menschen sehn;Auch werden immer aus den ScharenHervor erhabne Seelen gehn,Die unverletzlich die GefahrenDer Zeitenpestilenz bestehn.Die sind der Menschheit Licht und Leiter;Vor ihnen wird es hell und klar;Sie schreiten vor durch die GefahrUnd führen Menschenseelen weiter.Ein sieggewisser GöttermutBezeichnet leuchtend diese Hohen;Sie sind die heiligen HeroenAuf denen Gottes Vollmacht ruht.Fern von des Lebens Wirbelkreisen,Und aus den Stürmen seiner ZeitTief in die Ruh der EinsamkeitHineinzuflüchten, ziemt dem Weisen,Der gern mit seinem Herzen spricht;Nur sich und Schätze seiner GabenIn ihrem Schoße zu begraben,Verhüllend das verliehne Licht,Wie die verkehrten Tugendhaften,Die heiligen Halbgötterschaften, Das ziemt dem weisen Manne nicht!
Wo eine Tugend an der Brust der andern,Und wo der Gram ans Herz der Liebe fällt,Da laß uns heiliger vorüberwandern,Da feiert eine Engelwelt.Sei hochbeseligt oder leide:Das Herz bedarf ein zweites Herz;Geteilte Freud´ ist doppelt Freude,Geteilter Schmerz, ist halber Schmerz.
Nicht der Mensch soll, Gott will richten,Will die Spreu vom Korne sichten;Nur verzeih´n ist Menschenpflicht.Gott durchschaut das Herz. Er walte;Doch du, Menschenseele, halteRedlich mit dir selbst Gericht.
Aus unsern HerzenWächst, was wir säen, uns wieder zu;Da pflanzt die Wahrheit ihre Ruh´,Da fühlt die Torheit ihre Schmerzen,Da sät das Laster seine Pein.Oh, da verblühet jeder Morgen,Den leere Abende bereun.Da hüllt die Tugend sich verborgenIn ihre stille Pflanzung ein,Die ihr kein Erdensturm verweht.