Du fragst: Was nützt die Poesie? Sie lehrt und unterrichtet nie. Allein, wie kannst du noch so fragen? Du siehst an dir, wozu sie nützt: Dem, der nicht viel Verstand besitzt, die Wahrheit durch ein Bild zu sagen.
Jesus lebt, mit ihm auch ich!Tod, wo sind nun deine Schrecken?Er, er lebt und wird auch michvon den Toten auferwecken.Er verklärt mich in sein Licht,das ist meine Zuversicht.
Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre,ihr Schall pflanzt seinen Namen fort.Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Meere;Vernimm, o Mensch, ihr göttlich Wort!Wer trägt der Himmel unzählbare Sterne?Wer führt die Sonn´ aus ihrem Zelt?Sie kömmt und leuchtet und lacht uns von ferne,Und läuft den Weg gleich als ein Held.Vernimm’s und siehe die Wunder der Werke,Die die Natur dir aufgestellt!Verkündigt Weisheit und Ordnung und StärkeDir nicht den Herrn, den Herrn der Welt?
Ich hab in guten Stunden des Lebens Glück empfunden und Freuden ohne Zahl: So will ich denn gelassen mich auch in Leiden fassen; welch Leben hat nicht seine Qual?
Vor Zeiten gabs ein kleines Land,Worinn man keinen Menschen fand,Der nicht gestottert, wenn er redte,Nicht, wenn er gieng, gehinket hätte;Denn beides hielt man für galant.Ein Fremder sah den Übelstand;Hier, dacht er, wird man dich im Gehn bewundern müssen,Und gieng einher mit steifen Füssen.Er gieng, ein jeder sah ihn an,Und alle lachten, die ihn sahn,Und jeder blieb vor Lachen stehen,Und schrie: Lehrt doch den Fremden gehen!Der Fremde hielts für seine Pflicht,Den Vorwurf von sich abzulehnen.Ihr, rief er, hinkt; ich aber nicht:Den Gang müßt ihr euch abgewöhnen!Der Lärmen wird noch mehr vermehrt,Da man den Fremden sprechen hört.Er stammelt nicht; genug zur Schande!Man spottet sein im ganzen Lande.Gewohnheit macht den Fehler schön,Den wir von Jugend auf gesehn.Vergebens wirds ein Kluger wagen,Und, daß wir thöricht sind, uns sagen.Wir selber halten ihn dafür,Bloß, weil er klüger ist, als wir.
O Jüngling, lern aus der Geschichte,die dich vielleicht zu Tränen zwingt,was für bejammernswerte Früchtedie Liebe zu den Schönen bringt.Ein Beispiel wohlgezogner Jugend,des alten Vaters Trost und Stab,ein Jüngling, der durch frühe Tugendzur größten Hoffnung Anlaß gab,den zwang die Macht der schönen Triebe,Climenen zärtlich nachzugehn.Er seufzt´, er bat um Gegenliebe;allein vergebens war sein Flehn.Fußfällig klagt er ihr sein Leiden;umsonst! Climene heißt ihn fliehn.»Ja«, schreit er, »ja, ich will dich meiden;ich will mich ewig dir entziehn!«Er reißt den Degen aus der Scheideund – oh, was kann verwegner sein! –kurz, er besieht die Spitz´ und Schneideund steckt ihn langsam wieder ein.
Der Tanzbär Ein Bär, der lange Zeit sein Brot ertanzen müssen,Entrann und wählte sich den ersten Aufenthalt.Die Bären grüßten ihn mit brüderlichen KüssenUnd brummten freudig durch den Wald,Und wo ein Bär den andern sah,So hieß es: "Petz ist wieder da!"Der Bär erzählte drauf, was er in fremden LandenFür Abenteuer ausgestanden,Was er gesehn, gehört, getan,Und fing, da er vom Tanzen red´te,Als ging´ er noch an seiner Kette,Auf polnisch schön zu tanzen an. Die Brüder, die ihn tanzen sah´n,Bewunderten die Wendung seiner Glieder,Und gleich versuchten es die Brüder;Allein anstatt wie er zu gehn,So konnten sie kaum aufrecht stehn,Und mancher fiel die Länge lang danieder.Um desto mehr ließ sich der Tänzer sehn;Doch seine Kunst verdroß den ganzen Haufen."Fort", schrien alle, "fort mit dir!Du Narr willst klüger sein als wir?"Man zwang den Petz, davonzulaufen. Sei nicht geschickt, man wird dich wenig hassen,Weil dir dann jeder ähnlich ist;Doch je geschickter du vor vielen andern bist,Je mehr nimm dich in acht,dich prahlend sehn zu lassen.Wahr ist´s, man wird auf kurze ZeitVon deinen Künsten rühmlich sprechen;Doch traue nicht, bald folgt der NeidUnd macht aus der GeschicklichkeitEin unvergebliches Verbrechen.
Jesus lebt! Ich bin gewiß,nichts soll mich von Jesus scheiden,keine Macht der Finsternis,kein Leiden.Seine Treue wanket nicht;dies ist meine Zuversicht.
Der ist mein Freund, der mir stets des Spiegel zeigt,den kleinsten Flecken nicht verschweigt,mich freundlich warnt, mich ernstlich schilt,wenn ich nicht meine Pflicht erfüllt´.Das ist mein Freund – so wenig wie er´s scheint!Doch der, der mich stets schmeichelnd preist,mir alles lobt, nie was verweist,zu Fehlern mir die Hände beut,und mir vergibt, eh´ ich bereut– das ist mein Feind –so freundlich er auch scheint!"