Ein gutes Wort ist wie ein Samenkorn;es schweigt und schläftund wacht erst aufund wird zu Sinn erst und zu Sein,säst du´s in deine Erde einund schaffst du dir´s zu eigenem Leben!
Das kannst du nicht…Das kannst du nicht zwingen:daß die Knospen springen,eh´ die Sonne ihnen ihren Mai gebracht!Aber da, was hinter dir liegt,dich nicht schreckt mehr und unterkriegt:was Winter in dir abzustreifenin aller Stille … und Knospen zu reifenund dich zum Frühling durchzuringen…Das kannst du zwingen!
Nicht beiseite sehen,nicht drumrum gehenund ausweichen, nichtdarüber hinwegträumen…Standhalten,Aug in Auge seine Krafterproben und Herr darüber werden!Geschick ist nur, wozu du selbstmit eigner Kraft und eignem Willendie Reihe deiner Tage webst…und Glück doch auch nur, was du selberaus deines Wunsches Tiefe hebst!Was du vor dir bist nur entscheidetund wird des Ganzen immer Kern...nicht Glück, nicht Zufall oder Stern!Und was dann auch dagegen streitet,der Freie macht sich stets zum Herrn!Miß nicht nur an deinem Wunsche...er überfliegt sich gar zu leicht,miß an dem, das du erreicht!Aber was du träumst und möchtest,was an Sehnsucht dich bewegt,sei und bleibe, was durch alleZweifel dich, durch Kampf und Stilleweiter stets und höher trägt!
Neu anfangen zu können ...ein einziges Mal wenigstens ...nicht aufzuräumen haben ... weglegen und lassen dürfen, was nicht fertig wurde ...einen Abschnitt machen können ... bis auf den Grund ... ein Meer zwischen gestern und heute bringen ...ein einziges Mal wenigstens ... ein Neuer sein dürfen ...das ist´s ... was einen hinübertreibt über die Wasser!dieser große stille Morgenwunsch jedes neuen Tages, jedes neuen Jahres ... mit seinem schönen Mutigwerden!Mit dünnen spinnigen Armen aber greift es herüberschattenhaft, schadenfrohund kettet jedes Heute mit hundert kleinen Zetteleien an Gestern und saugt sich herzblutgierig an ihm fest und lähmt ihm gleich das Beste wieder, das es hat: den frohen Mut, neu anzufangen ...ein einziges Mal neu anzufangen!
Ich will in die Sonne sehn, wenn ich sterbe,wie sie in brennenden Wolken verloht…ich will mit der Sonne gehn, wenn ich sterbe,in sommerflammendem Abendrot.Die Fenster auf! dort drüben ist meineHeimat und nicht in eurer Nacht und Not!Ich will in die Sonne sehn, wenn ich sterbe,und sinken gleich ihr in strahlendem Tod.
So geht ein Sonntag still zu Ende,auf den du lange dich gefreut…ein müder Bettler steht am Weg,am heimatlosen,und spielt ein Leierkastenlied…ein leises Abendrot verweint am Himmel…und aus den Gärten her, sommermüd,kommt´s wie einst ein Duftvon heimlich welkenden Rosen.
Dich sehen,ist: die Heimat haben!dich sehen,ist: zu Hause sein!alle Sehnsucht ist begraben,alle Wünsche schlummern ein!Und ich weiß nichts mehr von draußen,weiß nichts mehr von Müh und Plag,und wie einsam es gewesenund wie freudlos jeder Tag!Alles ach ist selig schönerFriede nur und Sonnenschein!dich sehen,ist: die Heimat haben!dich sehen,ist: zu Hause sein!
Laß nicht die Arme sinken,so groß das Gezerr,du hast es noch immer gezwungenund wirst auch diesmal Herr!Wenn´s andere leichter sich machen,du bist nicht sie,und Helfer zu deinen Zielen…hattest du nie!Du hast noch immer fast allesbezahlt weit über Kauf;laß es dich nicht verdrießen,sei stolz darauf.Und was du selbst gegeben,war immer wohl mehr,als, auf der Waage gewogen,nötig gewesen wär.Doch ohne Opfer und Einsatzvon Herz oder Handkommt auf der Welt überhauptkein Wert zustand!Es gibt eben zweierlei Menschenund zweierlei Maß:Ein Baum will Früchte tragenund Gras bleibt Gras!Laß nicht die Arme sinken,so groß das Gezerr,du hast es noch immer gezwungenund wirst auch diesmal Herr!
Mit fünfundzwanzig hält sich jeder für ein Genieund hüb´ die Welt aus den Angeln, wüßt´ er nur wie!Mit dreißig, vierzig dann wird´s stillerund ruhiger am Horizont,und schließlich gibt er zu, auch Schillerund Goethe hätten was gekonnt.