Wo die Zweige am dichtesten hangen,die Wege am tiefsten verschneit,da ist um die Dämmerzeitim Walde das Christkind gegangen.Es mußte sich wacker plagen,denn einen riesigen Sackhat´s meilenweit huckepackauf den schmächtigen Schultern getragen.Zwei spielende Häschen saßengeduckt am schneeigen Rain.Die traf solch blendender Schein,daß sie das Spielen vergaßen.Doch das Eichhorn hob schnuppernd die Ohrenund suchte die halbe Nacht,ob das Christkind von all seiner Prachtnicht ein einziges Nüßchen verloren.
Denkt euch, ich habe das Christkind geseh´n!Es kam aus dem Wald, das Mützchen voll Schnee,mit rotgefrorenem Näschen. Denn es trug einen Sack,der war gar schwer,schleppte und polterte hinter ihm her.Was drin war, möchtet ihr wissen?Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack,meint ihr, er wäre offen, der Sack?Zugebunden bis oben hin!Doch war gewiß etwas Schönes drin,es roch so nach Äpfeln und Nüssen!
Bräunliche Heide im Sonnenduft,Wandervögel in blauer Luft,Und eine Welle, die weit vom FlußSich in das träumende Land verirrtUnd nun im Sande verrinnen muß. –Während der Zug vorüber schwirrt,Prägt sich das seltsame Bildchen mir ein,Um mich dann später heimlich zu fragen:"Was bist du Andres, als solch eine Welle,Die von des Ufers sicherer SchwelleRuhlose Sehnsucht ins Weite getragen?"
Am alten Gemäuer das Treppchen hinan –Nun, Märchendämmrung, nimm mich auf!Es rauscht die Linde,Es blinkt der Teich,Und AbendwindeRühren so weichMich an ...Hier hat wohl MancheAus Lust und StreitSich hergeflüchtetIm Abendschein,Und ihre SeeleFlog meilenweitIns Land hinein.Und Sterne blühtenAm Himmel auf,Und Träume stiegenVom Grund herauf,Und Tränen sankenHeiß auf den Stein –O Frauensehnsucht,Wenn schläfst du ein ...?
Es stand eine Rose im tief tiefen GrundVon Liebe und Sehnsucht durchglühet,Kam Keiner, der ihre Schönheit begehrt,Ist einsam und traurig verblüht.Ich weiß eine Seele, die glühte so heiß,Die Liebe, das Glück zu umfangen,Kam Keiner, der ihre Blüte begehrt,Ist einsam zu Grunde gegangen.
Einsamkeit, ernsthafte Frau,Tratest einst still in mein Zimmer,Ach, und ich wollte dich nimmer,Grüßte dich finster und rauh.Nicktest nur milde dazu,Ließest dich doch nicht verjagen,Mußte dich eben ertragen,Sangest mich heimlich zur Ruh.Sieh, und nun weiß ich genau:Wolltest du heut von mir scheiden,Würde ich tief darunter leiden,Einsamkeit, ernsthafte Frau.
Der Himmel ist so blaß geworden,Die weißen Wolken künden Schnee,Das Bächlein singt ein Lied vom SterbenUnd schleicht sich müde durch den Klee.Am Zaune flattern welke Ranken,Wie lange noch, dann ist´s so still,Daß sich in diesem großen SchweigenKaum noch die Sehnsucht regen will.
Wie liegt die Welt so stille,Als hätt´ ein heil´ger WilleSie fest mit Schlaf umhegt;Die weißen Nebel steigen, Der Wind schläft in den Zweigen,Kein Blättchen sich mehr regt.Auf dunklen HimmelswogenKommt nun die Nacht gezogenIn ihrem goldnen Kahn,Ich steh´ in meinem Garten,Als sollt ich wen erwarten –Und geh´ doch Niemand an!
Die du lächelnd mir entschwindestUnd mit neidisch dichtem FlorDeine weiße Stirn umwindest –That sich dir das graue ThorDer Vergangenheit schon auf?Darfst du nimmer dich mir neigen,Nimmer mir die leichte Hand,Die mein Sorgen hold gebannt,In geheimnisvollem SegenAuf die heißen Augen legen,Süße Freude?O welch grauenhaftes Schweigen –Keine Antwort tönt hernieder!Sorgen, wohl – so nehmt mich wiederUnd zermartert Geist und GliederEurer Beute!