Leise wie ein Hauch,Zärtlich wie ein Lied,Furchtsam wie der Schatten,Und so treu doch auch –Arme kleine Liebe,Die ich hart verstieß,Die ich oft des Tages,Zürnend von mir wies,Stehst du nun zur Nacht,Stehst vor meiner Tür,Rufst mit süßer Stimme,Bis ich aufgemacht?Arme kleine Liebe,Hast nun doch gesiegt,Daß dir meine SeeleStill zu Füßen liegt.
Der Himmel ist so blaß geworden,Die weißen Wolken künden Schnee,Das Bächlein singt ein Lied vom SterbenUnd schleicht sich müde durch den Klee.Am Zaune flattern welke Ranken,Wie lange noch, dann ist´s so still,Daß sich in diesem großen SchweigenKaum noch die Sehnsucht regen will.
Wo die Zweige am dichtesten hangen,die Wege am tiefsten verschneit,da ist um die Dämmerzeitim Walde das Christkind gegangen.Es mußte sich wacker plagen,denn einen riesigen Sackhat´s meilenweit huckepackauf den schmächtigen Schultern getragen.Zwei spielende Häschen saßengeduckt am schneeigen Rain.Die traf solch blendender Schein,daß sie das Spielen vergaßen.Doch das Eichhorn hob schnuppernd die Ohrenund suchte die halbe Nacht,ob das Christkind von all seiner Prachtnicht ein einziges Nüßchen verloren.
Wie liegt die Welt so stille,Als hätt´ ein heil´ger WilleSie fest mit Schlaf umhegt;Die weißen Nebel steigen, Der Wind schläft in den Zweigen,Kein Blättchen sich mehr regt.Auf dunklen HimmelswogenKommt nun die Nacht gezogenIn ihrem goldnen Kahn,Ich steh´ in meinem Garten,Als sollt ich wen erwarten –Und geh´ doch Niemand an!
Manchmal, in schwülen Sommernächten,Wenn um die Rosen buhlt der Wind,Löst schwindelnd sich vom Himmel drobenIn jähem Fall ein irrend Kind.Dann stehen wohl die Menschen druntenUnd starren still und bang empor,Bis sich des Sternleins leuchtend Sinkenin der Unendlichkeit verlor,Und greifen mit der Hand zum HerzenUnd sinnen einer Sehnsucht nach,Die zuckend, leuchtend und verglühend,In dunkle Tiefen niederbrach.
Denkt euch, ich habe das Christkind geseh´n!Es kam aus dem Wald, das Mützchen voll Schnee,mit rotgefrorenem Näschen. Denn es trug einen Sack,der war gar schwer,schleppte und polterte hinter ihm her.Was drin war, möchtet ihr wissen?Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack,meint ihr, er wäre offen, der Sack?Zugebunden bis oben hin!Doch war gewiß etwas Schönes drin,es roch so nach Äpfeln und Nüssen!
Ich stellte gern die alte Uhr zurück!Die Zeiger machen hastend ihre Runde –Wir aber haben nur die eine Stunde,Dann mußt du gehn, und mir dir geht das Glück!Wie leer wirds dann in meinem Stübchen sein!Der Frühlingssturm wird an die Fenster klopfen,Die Winternebel von den Scheiben tropfen –Und immer bin ich einsam und allein!So sieh mich an, so liebevoll und still!Kein Abschiedsschmerz darf mir das Bild verwischen,Nach Jahren noch soll´s mir das Herz erfrischen –Ich weiß ja nicht, wie ich´s sonst tragen will.
Im Walde, da flüsternDie Bäume so bang,Und der Wind streicht so scheuAn den Hängen entlang,Und die Sonne am Himmel,Die leuchtet so roth –O weh meiner Seele,Mein Liebster ist todt.
Der Frühling blüht! Herz – war er je so schön?Lag je ein solcher Schimmer auf den HöhnUnd in den Thälern solch ein lieber Glanz?Ein jeder Baum trägt seinen Blüthenkranz –Auch du, mein Haupt, willst unter grünen ZweigenDich ahnungsvoll dem Glück entgegen neigen.Die beiden Hände drück´ ich auf die Brust –Ist´s Schmerz, der drinnen lodert, ist es Lust?Ach, wunderlich verwoben und verwebtIst Beides mir, und meine Sehnsucht schwebtDarüber hin, aus dieses Frühlings ZagenIn der Erfüllung Frieden mich zu tragen.