Leise wie ein Hauch,Zärtlich wie ein Lied,Furchtsam wie der Schatten,Und so treu doch auch –Arme kleine Liebe,Die ich hart verstieß,Die ich oft des Tages,Zürnend von mir wies,Stehst du nun zur Nacht,Stehst vor meiner Tür,Rufst mit süßer Stimme,Bis ich aufgemacht?Arme kleine Liebe,Hast nun doch gesiegt,Daß dir meine SeeleStill zu Füßen liegt.
Am alten Gemäuer das Treppchen hinan –Nun, Märchendämmrung, nimm mich auf!Es rauscht die Linde,Es blinkt der Teich,Und AbendwindeRühren so weichMich an ...Hier hat wohl MancheAus Lust und StreitSich hergeflüchtetIm Abendschein,Und ihre SeeleFlog meilenweitIns Land hinein.Und Sterne blühtenAm Himmel auf,Und Träume stiegenVom Grund herauf,Und Tränen sankenHeiß auf den Stein –O Frauensehnsucht,Wenn schläfst du ein ...?
Denkt euch, ich habe das Christkind geseh´n!Es kam aus dem Wald, das Mützchen voll Schnee,mit rotgefrorenem Näschen. Denn es trug einen Sack,der war gar schwer,schleppte und polterte hinter ihm her.Was drin war, möchtet ihr wissen?Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack,meint ihr, er wäre offen, der Sack?Zugebunden bis oben hin!Doch war gewiß etwas Schönes drin,es roch so nach Äpfeln und Nüssen!
Wo die Zweige am dichtesten hangen,die Wege am tiefsten verschneit,da ist um die Dämmerzeitim Walde das Christkind gegangen.Es mußte sich wacker plagen,denn einen riesigen Sackhat´s meilenweit huckepackauf den schmächtigen Schultern getragen.Zwei spielende Häschen saßengeduckt am schneeigen Rain.Die traf solch blendender Schein,daß sie das Spielen vergaßen.Doch das Eichhorn hob schnuppernd die Ohrenund suchte die halbe Nacht,ob das Christkind von all seiner Prachtnicht ein einziges Nüßchen verloren.
Die Tage rinnen leise hin…Ein jeder bringt ein liebes GlückUnd eine liebe Sorge mit,Und schau ich so den Weg zurück,Den ich mit dir gegangen bin,Da will es mir fast bange werdenUm so viel Seligkeit auf Erden.
O Sehnsucht, wilder Falke mein,Willst du auch müde werden?Dess´ Heimat hoch im Blauen war,Behagt´s dir nun auf Erden?Wie oft hast du den jungen SinnAus diesen grauen TagenHoch über Sorge, Not und LeidGetragen.Bis mir das dunkle Tal entschwandIm märchenweiter FerneUnd um mein glühend Haupt sich bogDas Diadem der Sterne.Nun beugst auch du die stolze StirnUnd läßt die Flügel hängen,Nun hat auch dich die SorgenfrauGefangen.Brich deine Fesseln, Wanderfalk,Und hebe dein Gefieder -Siehst du die Sterne droben glühn,Hörst du die süßen Lieder?Es ist die Heimat, die uns ruft,Sie lockt mit Lust und Wonne,Steig auf mit hellem JubelschreiZur Sonne!
Gestern standen sie im BlättchenAls Verlobte. Heut, zur StundeDer Visiten, wird die RundeAbgegangen durch das Städtchen. –Freudig warten schon die Tanten. –Er im Gehrock, sie in Seide,Sittsam lächelnd alle Beide,Mit gewinnenden Manieren,Führen sie ihr Glück spazierenZu den Freunden und Verwandten!Hinter ihnen wandelt Amor ...Amor – wirklich? Baß erschrockenSeh ich ihn: ist das der böse,Hübsche, kecke Liebesbengel?Fein und sittsam wie ein EngelSchreitet er, die goldnen LockenGlatt gescheitelt, voll Pomade.Sammtne Pluderhosen deckenTugendhaft des Bübchens Blöße,Und die kleinen Füße steckenBis zur rundlich festen WadeEhrbar in gestrickten Socken!Schade – !
Über den Feldern ein warmer Hauch,Schwellende Knospen am DornenstrauchUngeduldige Wölkchen schwebenÜber mir hin, und fern im Land,Wo die Berge ihr Haupt erheben,Aus dem feinen, bläulichen RauchWinkt eine Hand:»Wartest du auch?Wartest du auch auf das blühende Leben...?«
Ich lauscht´ dem Fink im grünen Haag,Das hat mich so bethöret.Ach, hätt´ ich auf den lust´gen SchlagDes Kecken nicht gehöret!Er sang so süß von Lieb´ und Glück,Vom Küssen mir ins Ohr –Vom Scheiden kam im ganzen StückKein Sterbenswörtchen vor.
War ich gar so jung und dumm, Wollte gerne wissen: "Warum ist mein Mund so roth?"Sprach der Mai: "Zum Küssen."Als der Nebel schlich durch´s Land, Hab ich fragen müssen: "Warum ist mein Mund so blaß?"Sprach der Herbst: "Vom Küssen."