Weißer Flöckchen Schwebefall,Stille Klarheit überall,Glockenklang und Schellenklingen,Mäulchen, die vom Christkind singen,Flammen, die von grünen ZweigenGläubig, strahlend aufwärts steigen,Und im tiefsten Herzen drinnenEin Erinnern, ein Besinnen …Neige dich, mein Herz, und bete,Daß das Christkind zu dir trete,Auch in deiner Schwachheit GründenEine Flamme zu entzünden,Die das Ringen Deiner TageGläubig strahlend aufwärts trage.
Der Frühling blüht! Herz – war er je so schön?Lag je ein solcher Schimmer auf den HöhnUnd in den Thälern solch ein lieber Glanz?Ein jeder Baum trägt seinen Blüthenkranz –Auch du, mein Haupt, willst unter grünen ZweigenDich ahnungsvoll dem Glück entgegen neigen.Die beiden Hände drück´ ich auf die Brust –Ist´s Schmerz, der drinnen lodert, ist es Lust?Ach, wunderlich verwoben und verwebtIst Beides mir, und meine Sehnsucht schwebtDarüber hin, aus dieses Frühlings ZagenIn der Erfüllung Frieden mich zu tragen.
Das Sonnenlicht kommt durch´s Fenster geflogen,Küßt mich und lacht:»Guten Morgen!«»Ach, liebes Licht,Rufe doch nicht,Siehe, die SorgenSchlafen ja noch!Willst du sie wecken,Daß sie mich schrecken?Spät erst hat sie die gütige NachtSingend und schmeichelnd zur Ruhe gebracht.Da hab ich geschlafen und träumte so schön:Von lachenden Kindern, von Sonne und Veilchen ...Willst du nicht noch ein zögerndes WeilchenAn meiner Kammer vorübergehn?«
War ich gar so jung und dumm, Wollte gerne wissen: "Warum ist mein Mund so roth?"Sprach der Mai: "Zum Küssen."Als der Nebel schlich durch´s Land, Hab ich fragen müssen: "Warum ist mein Mund so blaß?"Sprach der Herbst: "Vom Küssen."
Wo die Zweige am dichtesten hangen,die Wege am tiefsten verschneit,da ist um die Dämmerzeitim Walde das Christkind gegangen.Es mußte sich wacker plagen,denn einen riesigen Sackhat´s meilenweit huckepackauf den schmächtigen Schultern getragen.Zwei spielende Häschen saßengeduckt am schneeigen Rain.Die traf solch blendender Schein,daß sie das Spielen vergaßen.Doch das Eichhorn hob schnuppernd die Ohrenund suchte die halbe Nacht,ob das Christkind von all seiner Prachtnicht ein einziges Nüßchen verloren.
Gestern standen sie im BlättchenAls Verlobte. Heut, zur StundeDer Visiten, wird die RundeAbgegangen durch das Städtchen. –Freudig warten schon die Tanten. –Er im Gehrock, sie in Seide,Sittsam lächelnd alle Beide,Mit gewinnenden Manieren,Führen sie ihr Glück spazierenZu den Freunden und Verwandten!Hinter ihnen wandelt Amor ...Amor – wirklich? Baß erschrockenSeh ich ihn: ist das der böse,Hübsche, kecke Liebesbengel?Fein und sittsam wie ein EngelSchreitet er, die goldnen LockenGlatt gescheitelt, voll Pomade.Sammtne Pluderhosen deckenTugendhaft des Bübchens Blöße,Und die kleinen Füße steckenBis zur rundlich festen WadeEhrbar in gestrickten Socken!Schade – !
Liegt irgendwo im weiten MeerEin selig, weltverloren Land,Still ziehn die Wolken drüber her,Und leise ebbt die Fluth am Strand.Uralte Bäume grünen dortUnd wölben sich zum dichten Hain,In den drang nie ein Menschenwort,Nie eines Menschen Blick hinein.Aus purpurrothen Kelchen steigtEin seltsam süßer, müder Hauch,Versonnen sich der Himmel neigtUnd reglos träumen Busch und Strauch.Am Ufer schaukelt sich ein Kahn,Die Wellen plätschern sacht am Kiel –Wen holt er ab auf weiter Bahn,Wen trägt er her zum sel´gen Ziel?Ach, daß der Kahn mich holen müßt Aus dieser bangen, bangen Zeit,Daß ich den Weg zu finden wüßt´ Zur Insel der Vergessenheit.
Ich stellte gern die alte Uhr zurück!Die Zeiger machen hastend ihre Runde –Wir aber haben nur die eine Stunde,Dann mußt du gehn, und mir dir geht das Glück!Wie leer wirds dann in meinem Stübchen sein!Der Frühlingssturm wird an die Fenster klopfen,Die Winternebel von den Scheiben tropfen –Und immer bin ich einsam und allein!So sieh mich an, so liebevoll und still!Kein Abschiedsschmerz darf mir das Bild verwischen,Nach Jahren noch soll´s mir das Herz erfrischen –Ich weiß ja nicht, wie ich´s sonst tragen will.
Im Nachtwind blähn sich leise die Gardinen,Ein Falter wagt den Todesflug ins LichtUnd büßt den Fürwitz. Mit gelassnen MienenSchau ich ihm zu – es ist der Erste nicht,Den dumpfe Sehnsucht in die Gluth getragen,Und der im Sturz den kecken Nacken bricht!Vom Rathhausthurm hör´ ich die Uhren schlagen.Die Töne dringen wuchtig zu mir her,Als wollte jeder einzelne mir sagen:"Thu deine Pflicht – du hast nichts Andres mehr.Ich neige meine Stirn der harten Kunde –Heut´ wird die Last der Einsamkeit mir schwer!Mein Herz begehrt in dieser dunklen StundeNach einem Herzen, das ihm Heimath wär´,Nach einem Wort aus liebem Menschenmunde!
Was gingst du nicht in jener Nacht,Da ich dir trotzig sagte; "Geh!"Auch heute gilt dasselbe WortUnd damals tat´s nicht halb so weh.Ach, damals wagt´ ich noch den Kampf,Da war ich mutig, jung und stark,Doch wenn du heute von mir gehst,Dann trifft der Streich mich bis ins Mark.