Die Glocken läuten das Ostern einIn allen Enden und Landen,Und fromme Herzen jubeln darein:Der Lenz ist wieder erstanden!Es atmet der Wald, die Erde treibtUnd kleidet sich lachend in Moose,Und aus den schönen Augen reibtDen Schlaf sich erwachend die Rose.Das schaffende Licht, es flammt und kreistUnd sprengt die fesselnde Hülle;Und über den Wassern schwebt der GeistUnendlicher Liebesfülle.
Die Mutter lehnt am schattigen Thor,Ihr blondes Töchterchen kniete davor,Brach Rosen sich und Vergißmeinnicht,Und küßt sie mit lachendem Angesicht:»Ei! Mutter, bin ich so groß wie du,Dann trag´ ich dir Alles im Hause zu,Dann heg´ und pfleg´ ich dich lieb und feinWie die Rosen und die Vergißnichtmein.« – Und Jahre schwanden, – am schattigen ThorRagt höher und voller der Flieder empor!Ein Mägdlein umfaßt des Geliebten Arm,Es schlagen ihre Herzen so treu und warm,Doch wie sie sich küßten auf Wang´ und Mund,Weinte das Mädchen aus Herzensgrund:Denn die sie wollt´ pflegen so lieb und fein,Lag still unter Ros´ und Vergißnichtmein.
Die Berge sind die Festaltäre,Darauf der Sonne Feuer rollt,Wo edler Herzen freud´ge ZähreDas Opfer frommen Dankes zollt.Ich knie´ auf deinen stillen Hügeln,Natur! von dir allein belauscht,Und betend fühl ich, daß auf FlügelnDer Geist der Liebe mich umrauscht.Wie sich dem Sohn aus Judas StammeDer Herr im Feuerbusch gezeigt,So in des Waldes grüner FlammeSeh´ ich dein Wesen mir geneingt.Im Spiegel jener klaren FlüsseErkenn´ ich deines Auges Licht,Und in der Blume, die ich küsse,Küß ich dein heil´ges Angesicht!
Du klarer Stern, der meine NachtMit freud´gem Kuß hinweggelacht,Wer je dich sah, vergißt dich nicht.Wo gingst du hin, du schönes Licht?Ich suche dich auf Berg und Höhn;Denn ach! – Du warst so schön, so schön!In deines Augens mildem GlanzVerlor sich meine Seele ganz.Und im Verlust ward mir erst klar,Daß in mir Geist und Leben war.Nun such ich mich in dir, mein Stern,Doch ach! – Du bist so fern, so fern!
Was dich erfreut, was dich bewegt,Verschließ es treu in deiner Brust,Der scheelen Blicke Neid erregtDes Frohsinns blumenheitre Lust.Das Herz, von Liebe still umhegt,Treibt Blüt´ und Früchte fort und fort,Die keines Wetters Blitz zerschlägt,Die keine Sommerschwüle dorrt.Mit einer Seele, die dich liebt,Erhaben über Menschenstreit,Genieße, was die Erde gibt,In seliger Verborgenheit.