Bald bin ich licht, bald bin ich trüb, bald hart, bald weich, dann bös, dann gut.Bin Sonn und Vogel, Staub und Wind,so Mond als Kerze, so Strom wie Glut,bin arger Geist, bin Engelkind - Alles, alles ist gut.
Tag meines Lebens! die Sonne sinkt. Schon steht die glatte Flut vergüldet. Warm atmet der Fels: schlief wohl zu Mittag das Glück auf ihm seinen Mittagsschlaf? – In grünen Lichtern spielt Glück noch der braune Abgrund herauf. Tag meines Lebens! gen Abend gehts! Schon glüht dein Auge halbgebrochen, schon quillt deines Taus Tränengeträufel, schon läuft still über weiße Meere deiner Liebe Purpur, deine letzte zögernde Seligkeit.
Das Leben geht vorüber wie die Welle,Und Jugend währt nur einen Augenblick;Die Freuden fliehen mit Gedankenschnelle;Wie Wetterleuchten zuckt der Liebe Glück:O Weiser, richte auf die FreudenquelleDer lichten Gottheit deinen wachen Sinn,Daß sich des Daseins dunkles Meer erhelle,Und schiffe sicher durch die Wogen hin.
Wer nie sein Brot mit Tränen aß,Wer nie die kummervollen NächteAuf seinem Bette weinend saß,Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.Ihr führt ins Leben uns hinein,Ihr laßt den Armen schuldig werden,Dann überlaßt ihr ihn der Pein;Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.
Wir sindzusammengewachsenzusammengewachsen
Es zuckt die Lippe und das Auge lacht,Und doch steigt´s vorwurfsvoll empor,Das Bild aus tiefer, tiefer Herzensnacht –Der milde Stern an meines Himmels Tor.Er leuchtet siegreich – und die Lippe schließtSich dichter – und die Träne fließt.
Bei menschlichen Gebrechen,Bei allen Menschenschwächen –Wie schwer sie auch zu tragen,Wie hart sie dich auch schlagen,Ist liebende GeduldDie erste Liebesschuld.Doch gegen frechen LugDen listigen Betrug,Den stolzen ÜbermuthUnd die Verfolgungswuth –Wird GeduldZur Mitschuld.
Da das Alter, wie wir wissen,Nicht für Torheit helfen kann,Wär es ein gefundner BissenEinem heitern alten Mann,Daß am Rhein, dem vielbeschwommnen,Mummenschar sich zum GefechtRüstet gegen angekommnenFeind, zu sichern altes Recht.Auch dem Weisen fügt behäglichSich die Torheit wohl zur Hand,Und so ist es gar verträglich,Wenn er sich mit euch verbandSelbst Erasmus ging den SpurenDer Moria scherzend nachUlrich Hutten mit ObskurenDerbe Lanzenkiele brach.Löblich wird ein tolles Streben,Wenn es kurz ist und mit Sinn;Heiterkeit zum ErdelebenSei dem flüchtigen Rausch Gewinn.Häufet nur an diesem TageKluger Torheit Vollgewicht,Daß mit uns die Nachwelt sage:Jahre sind der Lieb und Pflicht.
IMein Herz ist wie ein See so weitdrin lacht dein Antlitz sonnenlichtin tiefer, süßer Einsamkeit,wo leise Well’ an Well’ sich bricht.Ist’s Nacht, ist’s Tag? Ich weiß es nicht.Lacht doch auf mich so lieb und linddein sonnenlichtes Angesicht,und selig bin ich wie ein Kind.IIEs ist der Wind um Mitternacht,der leise an mein Fenster klopft. Es ist der Regenschauer sacht,der leis an meiner Kammer tropft.Es ist der Traum von meinem Glück,der durch mein Herz streift wie der Wind.Es ist der Hauch von deinem Blick,der durch mein Herz schweift regenlind.IIIEinsam durch den düsterblauennächt’gen Himmel seh’ ich grelleBlitze zucken an den Brauenschwarzgewölbter Wolkenwelle.Einsam loht der Stamm der Fichtefern an duft’ger Bergeshalde. Drüber hin im roten Lichte zieht der fahle Rauch zum Walde.In des Himmels fernes Leuchtenrinnt der Regen zart und leise,traurig, schaurig, eigner Weise. –In deinen tränenfeuchtenAugen ruht ein Blick,der schmerzlich, herzlichdir und mir verwehte Leiden,verlorne Stunden und zerronnen Glückzurückrief beiden. –IV In stillen Stunden sinn’ ich oft,was mir so sehnlich bangt und graut,wenn unvermerkt und unverhofftein süßer Traum mich übertaut.Weiß nicht, was ich hier träum’ und sinn’,weiß nicht, was ich noch leben soll;– und doch, wenn ich so selig bin,schlägt mir mein Herz so sehnsuchtsvoll.
Größeres wolltest auch du, aber die Liebe zwingtall uns nieder, das Leid beuget gewaltiger,doch es kehret umsonst nichtunser Bogen, woher er kommt!Aufwärts oder hinab! herrschet in heilger Nacht,wo die stumme Natur werdende Tage sinnt,herrscht im tiefesten Orkusnicht ein Grades, ein Recht noch!Dies erfuhr ich. Denn nie, sterblichen Meistern gleich,habt ihr Himmlischen, ihr Alleserhaltenden,daß ich wüßte, mit Vorsichtmich des ebenen Pfads geführt.Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,daß er, kräftig genährt, danken für Alles lernund verstehe die Freiheit,aufzubrechen, wohin er will.