Es läuft der FrühlingswindDuch kahle Alleen,Seltsame Dinge sindIn seinem Wehn.Er hat sich gewiegt,Wo Weinen war,Und hat sich geschmiegtIn zerrüttetes Haar.Er schüttelte niederAkazienblütenUnd kühlte die Glieder,Die atmend glühten.Lippen im LachenHat er berührt,Die weichen und wachenFluren durchspürt.Er glitt durch die FlöteAls schluchzender Schrei,An dämmernder RöteFlog er vorbei.Er flog mit SchweigenDurch flüsternde ZimmerUnd löschte im NeigenDer Ampel Schimmer.Es läuft der FrühlingswindDurch kahle Alleen,Seltsame Dinge sindIn seinem Wehn.Durch die glattenKahlen AlleenTreibt sein WehnBlasse Schatten.Und den Duft,Den er gebracht,Von wo er gekommenSeit gestern Nacht.
Die Welt ist so leer,wenn man nur Berge sieht,Flüsse und Städte darin denkt,aber hie und da jemand zu wissen,der mit uns übereinstimmt,mit dem wir auch stillschweigend fortleben:das macht uns diesen Erdenrunderst zu einem bewohnten Garten.
Bald bin ich licht, bald bin ich trüb, bald hart, bald weich, dann bös, dann gut.Bin Sonn und Vogel, Staub und Wind,so Mond als Kerze, so Strom wie Glut,bin arger Geist, bin Engelkind - Alles, alles ist gut.
Vier Dinge sind, die, wer Verdienst hat, übt,Und ohne sie kann kein Verdienst bestehn:Das erste: Großmut! Wer die Großmut hat,Läßt gerne sich und andern wohlgeschehn;Das zweite: Schonung für des Freundes Herz!Ein Spiegel ists, in dem du klar sollst sehn;Das dritte: Vorsicht, wenn du Tadel sprichst!Denn bitter schmeckt das Umvergebungflehn;Das vierte endlich: dem, der sich vergingUnd Reue zeigt, wirf nicht vor sein Vergehn!
Ich bin das Gestern,das Heute und das Morgen,und ich habe die Macht,auch ein zweites mal geboren zu werden.Ich bin die göttliche, verborgene Seele,die die Götter schuf und die Bewohner der Tiefe,des Ortes der Toten und des Himmels versorgt ....Huldige dem Herrn des Schreines,der im Zentrum der Erde steht.Er bin ich, und ich bin er!
Ich hab´ mit Dir noch nie allein gesprochen,Du sahst noch niemals tief in mein Gesicht,Kennst nur die Narrenmaske, aber nichtDie Seele, die dahinter ist zerbrochen.Wie ein geschlagner Hund ist sie verkrochen,Den Blick zur Erde wie ein Bösewicht,Und will doch nichts als Liebe, Geist und Licht –Die arme Seele, die mir fast zerbrochen.Da ist in ihr verfrostet EinsamseinDein junger Anhauch sündhaft eingedrungen,Da fühlte ich: es schmilzt in mir der Stein,Der mich hinunterzog zu Niederungen.Wir waren noch zusammen nie allein –Und doch ist dieses Wunder Dir gelungen.
Laß dich mit gelinden SchlägenRühren, meine zarte Laute!Da die Nacht herniedertaute,Müssen wir Gelispel pflegen.Wie sich deine Töne regenWie sie atmen, klagen, stöhnen,Wallt das Herz zu meiner Schönen,Bringt ihr, aus der Seele Tiefen,Alle Schmerzen, welche schliefen;Liebe denkt in süßen Tönen.
Was ist das Wort? Vom Hauch getragen,Ein flüchtig Nichts, das schnell verklingt,Und doch: wer wüßte wohl zu sagen,Was Alles dieses Nichts vollbringt?Das rechte Wort aus rechtem MundeWird unbewußt zum Segenswort,Und sprichst du es zur rechten Stunde –In tausend Thaten lebt es fort.
Törichte Träume Was verfolgt ihr mich, ihr Träume,will ja gar nichts von euch wissen,schleicht euch ein in meine Kammerund versteckt euch in den Kissen. –Laßt mich endlich doch zufrieden,fort ins Reich der Nachtgespenster;in ein Flortuch sank mein Leben,klopft kein Schatz an Tür und Fenster.Und doch pocht und klopft es immer:lachen möcht ich – und ich weine.Lügenträume! Bin ja morgensbeim Erwachen doch alleine.
Ihm ist keiner der Geringste –Wer sich mit gelähmten Gliedern,Sich mit wild zerstörtem Geiste,Düster ohne Hilf´ und Rettung,Sei er Brahma, sei er Paria,Mit dem Blick nach oben kehrt,Wird´s empfinden, wird´s erfahren:Dort glänzen tausend Augen,Ruhend lauschen tausend Ohren,Denen nichts verborgen bleibt.