Auf steigt der Strahl und fallend gießtEr voll der Marmorschale Rund,Die, sich verschleiernd, überfließtIn einer zweiten Schale Grund;Die zweite gibt, sie wird zu reich,Der dritten wallend ihre Flut,Und jede nimmt und gibt zugleichUnd strömt und ruht.
Alles Glück auf Erden,Freunde, gibt der Kampf!Ja, um Freund zu werden,braucht es Pulverdampf!Eins in Drei´n sind Freunde:Brüder vor der Not,Gleiche vor dem Feinde,Freie – vor dem Tod!
Wie? du kannst nicht mehr küssen?Mein Freund, so kurz von mir entfernt,Und hast´s Küssen verlernt?Warum wird mir an deinem Halse so bang,Wenn sonst von deinen Worten, deinen BlickenEin ganzer Himmel mich überdrangUnd du mich küßtest, als wolltest du mich ersticken?Küsse mich!Sonst küß ich dich!
Wie oft wirst Du gesehnAus stillen Fenstern,Von denen du nichts weißt…Durch wieviel MenschengeistMagst du gespenstern,Nur so im Gehn…
Das Glück hat keine Lieder, das Glück hat keine Gedanken, das Glück hat nichts. Stoß an dein Glück, daß es zerbricht, denn das Glück ist boshaft. Das Glück kommt sacht wie das Säuseln des Morgens in das schlafende Gebüsch, das Glück gleitet vorbei wie leichte Wolken über dunkelblaue Tiefen, das Glück ist wie das Feld, das in der Mittagsglut schläft wie die endlose Weite des Meeres in den heißen lotrechten Strahlen, das Glück ist machtlos, es schläft und atmet und weiß von nichts ... Kennst du den Schmerz? Er ist stark und groß mit geballten Fäusten. Kennst du den Schmerz? Er lächelt hoffnungsvoll mit verweinten Augen. Der Schmerz gibt uns alles, was wir brauchen. er gibt uns die Schlüssel zum Reich des Todes, er schiebt uns durch die Pforte, wenn wir noch zaudern. Der Schmerz tauft das Kind und wacht mit der Mutter und schmiedet all die goldenen Hochzeitsringe. Der Schmerz herrscht über alle, er glättet die Stirn des Denkers, er legt den Schmuck um den Hals der begehrten Frau, er steht in der Tür, wenn der Mann von der Geliebten kommt ... Was ist es noch, was der Schmerz seinen Lieblingen gibt? Ich weiß nichts mehr. Er gibt Perlen und Blumen, er gibt Lieder und Träume, er gibt tausend Küsse, die alle leer sind, er gibt den einzigen Kuß, der wirklich ist. Er gibt uns unsere sonderbaren Seelen und merkwürdigen Einfälle, er gibt uns allen Lebens höchsten Gewinn: Liebe, Einsamkeit und das Angesicht des Todes.
Es sandte mir das Schicksal tiefen Schlaf.Ich bin nicht tot, ich tauschte nur die Räume.Ich leb in euch, ich geh in eure Träume,da uns, die wir vereint, Verwandlung traf.Ihr glaubt mich tot, doch daß die Welt ich tröste,leb ich mit tausend Seelen dort,an diesem wunderbaren Ort,im Herzen der Lieben. Nein, ich ging nicht fort,Unsterblichkeit vom Tode mich erlöste.
Selbst nach all dieser Zeitsagt die Sonne nie zur Erde:"Du stehst in meiner Schuld."Schau, was eine solche Liebe bewirkt -sie erleuchtet den ganzen Himmel.
Möge das Jahr dich mit seinen Geschenken beglücken:mit den Veilchen des Frühlings,mit dem Bienesummen das Sommers,und den rotwangigen Äpfeln des Herbstes.Der Winter schenke dir die Früchte der Stille für die Seele.Möge der Mond dir durch sein Licht bekunden,daß nach mageren wieder volle Tage kommen.
Mein edler Freund, ich bitte sehr:Komm doch her,sitz neben mir und schau mich dannmit deinen lieben Augen an,mit Augen voller Glanz und Gold;dein Blick, er ist so treu und hold.
Gesang der Weltwalrosse:Ja nun wollen wir singen das lange Lied,das so still wie ein Schwan durch das Weltmeer zieht,unser Lied von der sternraumentrannten Zeitmit der weiterhinflammenden Ewigkeit.Morgen, Heute, Gesternsind drei liebe Schwestern,aber nicht die Ewigkeit.Wir aber wollten zum Herzen des Lichtsund da die Ewigkeit umfassen.Urplötzlich aber begriffen wir nichtsund mußten alles Denken lassen. Als langes wüstes Träumenerschien uns alles Leben.Stumpf wie altes Weltgewürmschwammen wir nun ohne Wortedurch den langen Himmelsraum,kamen so an eine Pforte,deren weite Schallgewölbeauf Säulen ruhten, die aus Glas bestandenund blitzten, daß wir´s überall empfanden.Als wir nun sehr bald bemerkten,daß die Schläge sich verstärkten,riß uns die Geduld – wir schimpften;unsre dicken Walfischfelle brannten.Und es sangen die Säulen:Also scheuert ihr nicht abeure Weltnatur.Diese Pforte sei für euchstarres Sinnbild nurund ein Jenseitsgruß.Denn hier geht es zu den Weltgesichtern,die auch hinter allen Räumen lachenund auch hinter allen FarbenlichternLeben aus den Sehnsuchtsträumen machen.Zwar zu der Jenseitsherrlichkeitkommt ganz allein die Weltenzeit.Die geht so leicht durch diese Pforteund weilt an manchem Wunderorte;sie hängt beinah an jeder Weltallsfalte,nicht nur an der, die sich mit Sternen schaukelt;sie ging nach vielen Seiten, ohne zu verschwinden,und pflegte fortzuschreiten,ohne wegzugehen.Die in Räumen sich befinden,werden niemals das verstehen.Es schwebet die leichte Unbekanntenicht über dem ganzen Allgewande,doch hat sie viel davon gesehen.Wollt ihr das Ganze sehen, seht ihr Nichts,wollt ihr das Ganze hören, hört ihr Nichts.Ihr schwimmt im räumlichen Faltenschoßund wißt von Formen und Farben bloß.Und die andren Höhen, Weiten und Tiefen,die im Allgewande wachten und schliefenund weder Höhen, noch Weiten, noch Tiefen sind –für euch sind sie nicht da.Ihr wißt nicht, was geschah.Was wißt ihr von dem Ganzen?Mit dem könnt ihr nicht tanzen.Doch hier vor unsrer Säulenpforteentwickelt sich ein Ahnungsspielvon andrer Sinne Sehnsuchtsziel.Atmet doch in jedem Augenblicknoch manches andre Weltgeschick,das weder Lichter noch Schatten kenntund nicht vom Einen zum Andern rennt.Und jede selige Stundewird von dem Ahnungsspiel durchglänzt,daß eure Sehnsuchtsallkundesicht licht- und schattenlos ergänzt.Ja, nur Zeit und Ewigkeitstehn mit einem Bein in andren Sphären,des Gewürmes Wenigkeitsoll in Sehnsucht sich verzehrenund ein Ahnungsspiel gebären. Diese Pforte sei für euchstarres Sinnbild nurund ein Jenseitsgrußvon der Allnaturmit den Faltengebildenaus den Rauschglanzgefilden.Nach diesem langen Gesange rufen die Wale sämtlich, als wäre ihnen ein Stein vom Herzen gefallen:Schluß!Die Wale sinken in die Tiefe und singen:Nun schwimmen wir wieder ohne Begehren,wir ahnen der Welten Sehnsuchtsziel –und wollen uns gar nichts weiter erklären,wir bleiben beim großen Ahnungsspiel.Und tun wir auch vielen Skorpionen leid,wir sind doch die Weisen – im Narrenkleid.