Gedichte von Paul Verlaine

Paul Verlaine

Paul Verlaine

französischer Lyriker
* 30.3. 1844 - Metz, Moselle , Frankreich
8.1. 1896 - Paris, Île-de-France , Frankreich

Die Stube füllt der Dämmrung kalter Schleim,
Der Mann kommt in beschneiter Bluse heim
Und redet, wie seit Tagen schon, kein Wort,
Die Frau winkt scheu die Kinder von ihm fort.

Ein Bett, vier Stühle, ausgerenkte Kisten,
Im Fenster Lappen, wo die Wanzen nisten,
Am Boden Abfall morschen Mauerputzes
Und überall der dunkle Schnee des Schmutzes.

Die Stirn des Mannes ist recht hoch und rein,
Die Augen groß, er hat noch manchen Schein
Von kräftigem Geist und Herzen sich bewahrt,
Die Frau, noch jung, ist schön auf ihre Art.

Doch Elend legt die Hand auf seine Leute,
Und lebt noch Menschliches in ihnen heute,
Wird Armut morgen jeden Glanz vertreiben,
Ein männlich Tier, ein weiblich Tier wird bleiben.

Nun sitzen alle, schlingen Suppe ein
Und Fleisch, in düstrer Gruppe, Bein an Bein,
Ihr Schatten dehnet sich gezackt und breit
Durchs Zimmer hin bis zur Unendlichkeit.

Die Kinder, zähe, sind doch klein und mager,
Ihr Körperchen erzählt vom rohen Lager,
Von Wintern ohne Feuer, dünn die Decke,
Von Sommern, seufzend in der stickigen Ecke.

Die Lampe leuchtet ohne Schirm umher,
Blinkt seltsam in dem rostigen Gewehr
Am Nagel dort. Und forschte einer nach
Mit Polizistenblick, kann er im Fach

Ein paar verstaubte Bücher noch ermitteln
(Geschichte, Wissenschaft, steht in den Titeln)
Und Schundromane, gut versteckt im Kissen,
Mit Eselsohren und von Hast zerrissen.

Sie essen noch. Der Mann, betrübt und wild,
Voll übler Kost, die keinen Hunger stillt,
Er hebt sein Antlitz, gar nicht fromm ergeben,
Sein Messer denkt wie an ein andres Leben –

Von einer Jugendfreundin träumt die Frau,
Die hat nun Villa, Wagen gold und blau –
Die Kinder, Ärmchen um den Kopf gerankt,
Schnarchen am Tisch, daß er wie schluchzend schwankt.

(Übersetzer unbekannt)

Gedichte von Paul Verlaine
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