Gedichte von Wilhelm Engelhardt

Wilhelm Engelhardt

Lehrer und Kantor
* 1857
†1935

Pfingsten!
Ich will ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch
(Apostelgeschichte 2, 17)

Das schöne Pfingsten zieht herein
Im lieben, gold’nen Sonnenschein
Mit Blumenduft und Singen!
Es jubelt fröhlich nah und fern:
„Gelobet sei der Geist des Herrn,
Der alles ließ gelingen!“

Das schöne Pfingsten zieht herein!
O Herz, auch du sollst glücklich sein
In diesen Freudentagen!
Auch dir soll durch des Geistes Kraft,
Der neues Leben in dir schafft,
Ein Gnadenstündlein schlagen!

Das schöne Pfingsten zieht herein!
Kein Menschenkind steht nun allein,
Vereinsamt und verlassen.
Der Geist, der Wohnung bei ihm macht,
Der seinen Lebensgang bewacht,
Will liebend es umfassen.

Das schöne Pfingsten zieht herein!
Nun sind wir alle, groß und klein,
Befreit von Sündenschmerzen!
Der Geist des Friedens leuchtet mild,
Verklärend uns in Christi Bild,
In den erlösten Herzen!

Das schöne Pfingsten zieht herein!
Ach, stelle deine Zweifel ein
Und stärke dein Vertrauen!
In jeder Not, in jedem Strauß
Hilft dir der Geist des Glaubens aus
Zum siegesfrohen Schauen!

Das schöne Pfingsten zieht herein!
Nun gehe in dein Kämmerlein
Und bete still verborgen!
Der Geist, der dir zur Seite steht
Und mit dir zu dem Vater fleht,
Macht los dich aller Sorgen!

Das schöne Pfingsten zieht herein!
O, öffne deinen Herzensschrein,
Den Tröster zu empfangen!
Er nahet dir zu jeder Zeit,
Enthebet dich der Traurigkeit
Und stillet dein Verlangen!

Das schöne Pfingsten zieht herein!
Nun labe dich am Gnadenwein,
Den Gottes Geist dir spendet!
Er gibt zu deiner Wanderschaft
Stets frischen Mut und neue Kraft,
Bis deine Wallfahrt endet!

Das schöne Pfingsten zieht herein!
Es schwindet deine Seelenpein,
Du sollst nicht unterliegen.
Du wirst, vom Geist des Herrn geweiht,
Im heilig-ernsten Glaubensstreit
Recht kämpfen, herrlich siegen!

Das schöne Pfingsten zieht herein
In Edens diamant’nem Schein,
Wo unsre Kronen winken.
O, hochgelobter Geist der Macht,
Laß uns dereinst in Himmelspracht
Beseligt niedersinken!

Ostern

Die Ostersonne steigt empor,
tritt durch das goldne Morgentor
beim Klang der Osterglocken.
Die Erde prangt im Festtagskleid
in neu erwachter Herrlichkeit,
und alles ist Frohlocken.

Der Heiland lebt, er ist nicht tot,
er ging hervor beim Morgenrot
aus finstern Grabesbanden.
Die Engel Gottes tun es kund
der ganzen Welt mit frohem Mund:
»Der Herr ist auferstanden!«

Der Stein, so schwer, so fest und groß,
vermochte nicht, im Erdenschoß
den Herrn der Welt zu halten,
der Osterkönig ist nun frei,
die Siegel brach der Held entzwei,
trotz höllischer Gewalten.

Wir sehen nun mit Glaubenssinn,
das leere Grab und nichts darin
als himmlische Gesandten.
Wir gehen mit den frommen Frau´n,
den Lebensfürsten selbst zu schau´n,
Der wahrlich auferstanden.

Wir eilen ohne Rast und Ruh
dem holden Freund der Sünder zu,
und sinken ihm zu Füßen,
wie jene Jesusjünger dort,
so hören wir sein Friedenswort,
sein sel´ges Ostergrüßen.

Der Herr ist Sieger allezeit,
in Kreuz und Todesbitterkeit,
der starke Fürst des Lebens.
Wer ihm vertraut in aller Not,
ihm treu verbleibt bis an den Tod,
glaubt wahrlich nicht vergebens.

Zwar ist in diesem Jammertal
der Weg der Zionspilger schmal,
und eng die Himmelspforte.
Wir wissen wohl:
Durch Kreuz und Leid
führt unser Pfad zur Herrlichkeit,
nach Gottes heil´gem Worte.

Der Osterkönig geht voran
und zeigt uns selbst die rechte Bahn,
auch durch des Todes Türen.
Und ob es eine Weile währt,
so wird er uns doch – schön verklärt –
zur Himmelsfreude führen.

Oh Siegesfürst, du Osterheld,
dir bringt die ganze Sünderwelt
Anbetung, Preis und Ehre.
Dort in des Himmels Osterschein
klingt unser Halleluja rein,
im Chor der Himmelsheere.

Pfingstgebet

Heil´ger Geist vom Himmelsthrone,
Geist vom Vater und vom Sohne,
komm mit deinem Gnadenschein!
Senk´ aufs Neue dich hernieder
Und erfülle Jesu Glieder,
kehr´ in alle Herzen ein!

Laß doch wieder Pfingsten werden,
breite Jesu Reich auf Erden
herrlich immer weiter aus!
Leuchte hell mit deinem Worte
in die fernsten Heidenorte,
kehre ein in jedes Haus!

Zünde an der Liebe Flammen,
halte fest vereint zusammen
Deine liebe Christenheit!
Laß dein Feuer doch bald brennen,
daß wir Jesum recht erkennen
und den Weg zur Seligkeit!

Bald mit mächt´gem Sturmesbrausen,
bald mit sanftem Friedenssausen
zieh uns allesamt zu dir,
daß wir unser ganzes Leben
Dir allein zum Opfer geben
mit der seligsten Begier!

Fülle uns mit deinen Gaben,
die zum ew´gen Leben laben:
Friede, Freude und Geduld!
Lehre uns der Welt absagen,
unser Kreuz in Demut tragen
und vergib uns unsre Schuld!

Will der Feind den teuren Glauben
an dein heil´ges Wort uns rauben,
oh so steh´ uns kräftig bei,
dass wir ja nicht unterliegen;
hilf uns streiten, hilf uns siegen,
und mach uns auf ewig frei!

Mögen auch die bösen Rotten
unser Christentum verspotten,
soll uns doch nicht bange sein!
Gottes Geist macht bald zunichte
alle ihre Spottgedichte,
ihre Torheit leidet Pein!

0h du Beistand unsrer Seelen,
laß uns deinen Trost nicht fehlen,
wenn das Herz ermatten will!
Stärke dann mit deiner Treue
unsern Pilgerlauf aufs Neue,
steht der schwache Fuß schon still!

Endlich hilf uns selig sterben
und das Himmelskleinod erben,
das den Deinen liegt bereit!
0h du Geist der Liebe, führe
uns durch Edens gold´ne Türe
ein zu Jesu Herrlichkeit!

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