Zur Dämmerstunde war´s,Zur schlimmen Zeit –Und deine Rosen dufteten im Zimmer,Ins Fenster brach der letzte Abendschimmer –Und meine Sehnsucht ging so weit.Ich suchte dich –Wie dufteten die Rosen!Und lechzend barg ich mein Gesicht hineinUnd sog die süßen, süßen Düfte ein –Wie fühlt´ ich deine Wünsche mich umkosen!O kämst du jetzt,Wie würde ich dich lieben!…Ich ging und sperrte weit mein Fenster auf –O Lust! da kamst die Straße du herauf,Von gleicher Sehnsucht zu mir hergetrieben.Und wie im Traum blieb ich am Fenster stehnUnd nickte stumm – Du stürmtest in das Haus,Breitetest schweigend deine Arme aus – –Es mußte sein – so ist es denn geschehn!
Wie es mich reizt mit seinen Wonnen,Wie es mich quält mit seinem Schmerz!Wie müde, kaum dem Kampf entronnen,Auf´s neue wünscht mein friedlos Herz!Und könnt´ ich bis zum Himmel schweben,Mich bergen in der Erde Schoß,Den Frieden kann mir keines geben,Die Sehnsucht werd´ ich nimmer los…
Mein still Gemach füllt deiner Rosen Duft,Und meine Sehnsucht webt in TräumenDein Bildnis in die Luft –O kämst du doch!Was soll dein Säumen?Führt dich kein Wunsch in meine Nähe?Ich drück an die Scheiben mein GesichtUnd spähe —Der Mond steht längst im Garten,Durch stille Zweige bricht sein weißes Licht –Dich seh ich nicht!
Mußt du mich lieben,Wirst du mich lieben,Ward schwarz auch mein weißes Angesicht –Zur Schönheit wurde gar mancher getriebenUnd kannte die wahre Liebe nicht.Mußt du mich küssen,Wirst du mich küssen,Wenn bleich auch die Lippen, mit langem Kuß –Es mag die roten wohl keiner missen,Die bleichen küßt nur der Liebe Muß.Bist du mein eigen,Bleibst du mein eigen,Was mir das Leben auch bringen mag –Soll deiner Liebe Sonne sich zeigen,Muß sie sich zeigen am dunklen Tag.
Zur Ruhe, mein Herz, zur Ruh´,Schließ deine Augen zu,Sind schon so müd´ und rot und heißVon Thränen, die doch niemand weißAls ich, mein Herz, und du –Schließ deine Augen zu. Schlafe, mein Herz, schlaf ein –Siehst du den silbernen Schein,Siehst du den großen, den stillen Stern?Er hat die müden Herzen so gern,Schlafe, mein Herz, schlaf einIn seinem silbernen Schein. Stille, mein Herz, sei still,Hör, was ich singen will –Ich weiß einen Schatz so wunderschön,Den wollen wir beide suchen gehn –Stille, mein Herz, sei still,Hör, was ich singen will. Sei nun ganz lieb und brav,Scheuche nicht unsern Schlaf,Wird dann zu anderen Herzen gehn,Läßt uns in unserem Kummer stehn –Darum sei lieb und brav,Scheuche nicht unsern Schlaf.
Im Park, wo die Reichen spazieren,Auf einer Bank,Saß eine arme FrauMüde und krank.Es gingen und kamenGeputzte Herren und Damen,Lachten und plauschten,Und die seidenen Röcke rauschten.Die Alte saß, gekrümmt den Rücken,Und sah ihnen zu mit stummem Nicken –Ich schritt vorüber, sorglos, fein,Und meine Schleppe hinterdreinFegte über raschelndes LaubUnd wühlte im Staub.Und die Alte, eifrig und ohne Neid,Sprach: ""O, das schöne, das reiche Kleid!"Da stieg in die Wangen mir jähe Glut,Und plötzlich war mir so eigen zumut,Und war mir mein reiches Leben leid,Und war mir, als müßt ich zerreißen mein Kleid,Als müßt ich auf immer dem Glanz entsagenUnd Elend und Not mit der Alten tragen.
Ich soll verzichten und entsagenUnd einsam sein,Ich soll den Jammer in mir tragenUnd soll nicht schrein!Soll gegen ein Gesetz nicht rasen,Das uns jetzt trennt,Beschwichtigen mit leeren Phrasen,Was in mir brennt!Und hören, wie sie´s Sünde nennenUnd Unmoral,Weil sie nicht unsern Himmel kennen – Die Narren all!