Die weißen Nebel umschwimmen den Morgenwald.
Der Wald, der sonst in Felder schaut,
Steht wie ein finster Haus aus Luft gebaut.

Die Blätter schleppen noch Tropfen und Grau,
Es regnet Nebel und regnet Tau.
Die Nebel umwaschen den Waldesrand,
Jedes Blatt wird eine gebadete Hand.

Gerade und senkrecht stehen die Eichen,
Die dem Morgen die eisernen Hände reichen.
Es öffnet der Morgen die Waldtore breit,
Und alle Wege sind sicher und weit.

Hell sieht Dein Auge die Ferne kommen,
Dein Blut hat frischen Schritt genommen.
Und der Morgen geht Dir durch den Leib,
Als wär´ er die Sehnsucht von einem Weib.

Max Dauthendey

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Aus »Insichversunkene Lieder im Laub«, 1911
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