Ein Saumtier träget stillUnd sanft die Zentnerlast,Wohin der Treiber will,Begehrend keine Rast.Ein Wagen rollt daher,Die Schildkröt ihm nicht weicht;Und wär er noch so schwer,Trägt seine Last sie leicht.Doch all die Last ist Scherz,Bedenkst du das Gewicht,Das oft ein MenschenherzStill träget und nicht bricht.
Wenn plötzlich in dein Lebenslichtdie finsterste der Nächte bricht,du nicht begreifst, woher sie kommt,du nicht begreifst, zu was sie frommt,dich tiefer Gram macht sprachlos stumm,tröst’ dich der Spruch: Gott weiß warum.
Wohlauf! noch getrunken Den funkelnden Wein! Ade nun, ihr Lieben! Geschieden muß sein. Ade nun, ihr Berge, Du väterlich Haus! Es treibt in die Ferne Mich mächtig hinaus. Die Sonne, sie bleibet Am Himmel nicht stehn, Es treibt sie, durch Länder Und Meere zu gehn. Die Woge nicht haftet Am einsamen Strand, Die Stürme, sie brausen Mit Macht durch das Land. Mit eilenden Wolken Der Vogel dort zieht Und singt in der Ferne Ein heimatlich Lied. So treibt es den Burschen Durch Wälder und Feld, Zu gleichen der Mutter, Der wandernden Welt. Da grüßen ihn Vögel Bekannt überm Meer, Sie flogen von Fluren Der Heimat hierher; Da duften die Blumen Vertraulich um ihn, Sie trieben vom Lande Die Lüfte dahin. Die Vögel, die kennen Sein väterlich Haus. Die Blumen einst pflanzt er Der Liebe zum Strauß, Und Liebe, die folgt ihm, Sie geht ihm zur Hand: So wird ihm zur Heimat Das ferneste Land.
Was wär´ die Erde ohne Frauen?Das fühlt das Herz, ist´s Auge blind.Ein Garten wär´ sie anzuschauen,In welchem keine Blumen sind;Wär´ wie ein Tag, der ohne Sonne,Wie eine Nacht ohn´ Sternenlicht,Hätt´ nie gefühlt der Liebe Wonne,Geglaubt auch wohl an Engel nicht!Dann hätte wohl auch Gottes LiebeKein fühlend Herz auf sie gestellt;Denn wie langweilig, kalt und trübeWär´ ohne Frauen dann die Welt!Preis jeder Stunde, wo gegebenGott dieser Welt ein weiblich KindZu lichtem, warmen Frauenleben,Und wenn es noch so viele sind!
Wenn durch Berg und Tale draußenRegen schauert, Stürme brausen,Schild und Fenster hell erklirren,Und in Nacht die Wandrer irren,Ruht es sich so süß hier innen,Aufgelöst in sel´ges Minnen; All der goldne HimmelsschimmerFlieht herein ins stille Zimmer:Reiches Leben, hab Erbarmen!Halt mich fest in linden Armen!Lenzesblumen aufwärts dringen,Wölklein ziehn und Vöglein singen.Ende nie, du Sturmnacht, wilde!Klirrt, ihr Fenster, schwankt, ihr Schilde,Bäumt euch, Wälder, braus, o Welle,Mich umfängt des Himmels Helle.
Jedweder trägt in sich den Tod,Wenn´s außen noch so gleißt und lacht,Heut wandelst du im MorgenrotUnd morgen in der Schatten Nacht.Was klammerst du dich also fest,O Mensch! an diese Welt, den Traum?Laß ab, laß ab, eh´ sie dich läßt,Oft fällt die Frucht unreif vom Baum.Ruf auf, ruf auf den Geist, der tiefAls wie in eines Kerkers NachtSchon längst in deinem Innern schlief,Auf daß er dir zum Heil erwacht!Aus hartem Kieselsteine istZu locken ird´schen Feuers Glut,O Mensch, wenn noch so hart du bist,In dir ein Funke Gottes ruht.Doch wie aus hartem Steine nurDurch harten Schlag der Funke bricht,Erfordert´s Kampf mit der Natur,Bis aus ihr bricht das Gotteslicht.Drum ringe, schaffe, bis der Geist,Tut´s auch dem Fleische weh, gesiegt,Sich aus der Nacht zum Lichte reißtUnd unter ihm die Schlacke liegt.
Schön ist´s, wenn zwei SterneNah sich stehn am Firmament;Schön, wenn zweier RosenRöte ineinander brennt.Doch in Wahrheit immerIst´s am schönsten anzusehn,Wie zwei, die einander lieben,Selig beieinander stehn.
Es kann ein Aug´ entbehrenDer Mensch, und wenn er muß,Mit einem Ohre hören,Bestehn mit einem Fuß.Doch reißt von seinem HerzenSich ab der halbe Teil,Das kann er nicht verschmerzen,Da wird er nimmer heil.
Du junges Grün, du frisches Gras!Wie manches Herz durch dich genas,Das von des Winters Schnee erkrankt, –O wie mein Herz nach dir verlangt!Schon brichst du aus der Erde Nacht,Wie dir mein Aug´ entgegenlacht!Hier in des Waldes stillem GrundDrück´ ich dich, Grün, an Herz und Mund.Wie treibt´s mich von den Menschen fort!Mein Leid das hebt kein Menschenwort;Nur junges Grün, ans Herz gelegt,Macht, daß mein Herze stiller schlägt.
Geh´ ich einsam durch die schwarzen Gassen,Schweigt die Stadt, als wär sie unbewohnt,Aus der Ferne rauschen nur die Wasser,Und am Himmel zieht der bleiche Mond.Bleib ich lang vor jenem Hause stehen,Drin das liebe, liebe Liebchen wohnt,Weiß nicht, daß sein Treuer ferne ziehet,Stumm und harmvoll, wie der bleiche Mond.Breit ich lange sehnend meine ArmeNach dem lieben, lieben Liebchen aus,Und nun sprech ich: Lebet wohl, ihr Gassen!Lebe wohl, du stilles, stilles Haus!Und du Kämmerlein im Haus dort oben,Nach dem oft das warme Herze schwoll,Und du Fensterlein, draus Liebchen schaute,Und du Türe, draus sie ging, leb wohl!Geh ich bang nun nach den alten Mauern,Schauend rückwärts oft mit nassem Blick,Schließt der Wächter hinter mir die Tore,Weiß nicht, daß mein Herze noch zurück.