Wer giebt uns unsern Kinderglauben
An eine treue Welt zurück!
Ach schließt den allzuscharfen Blick!
Was uns die Zuversicht kann rauben,
Zerstört des Herzens Glück.

Dein denkt mein Geist mit Wohlgefallen,
O Zeit, wann fremd in klügrer Welt,
Man traut zu jedem sich gesellt,
Und arglos, wie die Nachtigallen,
In ofne Schlingen fällt.

O Glück, noch kindlich hinzulangen
nach Blumen, eh man sie benennt,
Nach Freuden, die man halb nur kennt;
Wenn unser Blick, kaum aufgegangen,
Nicht Schein und Wesen trennt!

Ihr Tage, wo wir klüger werden,
Wie schwül ist euer Mittagslicht!
Wenn die Erfahrung warnend spricht:
Vollkommnes weilet nicht auf Erden;
Was blühet, währet nicht.

Wohl dann dem liebenden Gemüthe,
Das sein Vertrauen rein bewahrt,
Und sein Gefühl sey noch so zart,
Nie zweifelt an des Edlen Güte,
Noch an der Menschen Art.

Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis
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