Das Abendroth brennt an des Himmels Saum,Ich schlendre so, als wie im halben Traum,Zum Dorf hinaus auf grünem WiesenwegeAm Wald hinunter, wie ich täglich pflege. Rings auf der Wiese wimmelt es und schafft,Vom frischen Heu kommt mit gewürz´ger KraftEin süßer Duft auf kühler Lüfte Wogen,Mein alter Liebling, zu mir hergezogen. Roth, Blau und Gold, ein ganzes Farbenreich,Betrachtet sich im spiegelhellen Teich,Wild-Enten sieht man durch die Wellen strebenUnd hoch in Lüften Weih und Sperber schweben. Ein flüsternd Wehen geht im dunkeln Wald,Die Vögel rufen, daß es weithin schallt,Die Unke will sich auf der Flöte zeigen,Die Grille zirpt und auch die Schnaken geigen. Studieren wollt´ ich einen Predigtplan,Nun hör´ ich selbst die große Predigt an,Voll Kraft und Mark, ein Menschenherz zu stärken,Die große Predigt von des Meisters Werken.
GeschlagenHat mich das Alter und ich verstehe,Was ich sonst nur obenhin verstand,Wie es gemeint ist, wenn man redetVon müden Greisen.Müde vor allem sind mir die BeineUnd nach wenig MorgenbewegungFreu ich mich auf das Mittagsschläfchen.Nicht gelüstet mich´s, mitzueilen,Wenn, von Trompetenschmettern gelockt,Nach des festlichen Aufzugs SchauspielNeugierselig die Menge strömt,Wenn sie am Felsberg atmend aufklimmt,Wo auf dem Gipfel die Rundsicht winkt.Und der Geist, wie steht es um ihn?Müd ist geworden, müd auch er,Müde der Täuschung.Eine nur, eine noch ist geblieben.Nimmer so lang ich noch Atem hole,Nimmer, nimmer schwinde sie mir,Die hohe Täuschung, der wahrheitsvolle,Heilige Wahn, daß Götter leben!
(An S. P.)"Das Ganze, das Meer, die unendliche Welt?"Sei ruhig und schweife nicht in Gedanken!Bestelle du treu dein gewiesen Feld,Groß oder klein in seinen Schranken!Und ist es selber nur wohl bestellt,So wird es auch Früchte dem Ganzen bringen;Eine Kette von Gliedern ist die Welt,Ein Feld von Feldern, ein Ring von Ringen.
Sag´, alter Narr, was rennst du wiederSo kreuz und quer, bergauf und nieder?Was suchst du denn? Laß sein, laß sein!Die Weite bringt es dir nicht ein,Im Breiten wirst du´s nicht erringen!Da mußt du in die Tiefe dringen.Der Weg ist kurz, die Arbeit schlicht:Fünf Schuh tief, weiter braucht es nicht.
Die Lober meide!Sie führen ein Stückchen KreideUnd schreiben damit aufs Kerbholz an,Was sie dir Süßes angetan.Gib acht, gib acht!Kaum gedacht,Bricht ihre wahre Natur heraus,In welcher die Scham nicht eben zu Haus;Aus dem Pfötchen schlüpfet die Kralle,Und noch im besten FalleSind sie für so viel LobRecht grob.
O, es ist nichts. Dieß Alles ist ja Tand!Was hält noch den an holder Täuschung Band,Der weiß, daß Nichts ist, und nach Art der NarrenIn seiner Seele schuldigem ErblindenHinlief zu euch, zu suchen und zu scharren,Ob nicht ein Etwas da noch sei zu finden! Doch einmal, ja! zum ächten EdelsteinDrang da der Bergmann glücklich grabend ein,Zum Diamant der Einfalt und der Treue.Das war ein Etwas, war das Salz der Erden! –Was blieb ihm, als das Thränensalz der Reue?Treulos an solchem Kleinod mußt´ ich werden!