Ich habe nicht gewußt, daß so viel Liebe
in einem Menschen sein kann – und zu mir.
Zwar – ich bin ungerecht. Und doch – es hat
mich nimmermehr zuvor so überwältigt.

So will ich sagen: Wissen um die Liebe,
das tat ich stets, und war auch wohl ihr Gast,
so wie ein Gast von Heim und Herdglut weiß.
Durch dich erst aber glaub´ ich an die Liebe.

Selbst (und das ist das schwerste) an die meine;
an meine Fähigkeit zu jener letzten
Ver-einigung des ewig sonst Ent-zweiten.

Nun nicht mehr Gast nur wandl´ ich durch die Zeiten, –
nun sitz ich selbst am Herd und atme Frieden,
und glaub an alle Liebe – durch die deine.

Christian Morgenstern

DENKSCHATZ_MORE_FROM

deutscher Dichter und Schriftsteller
* 6.5. 1871 - München, Bayern , Deutschland
31.3. 1914 - Meran
Please login to view comments and to post

We use cookies on our website. Some of them are essential for the operation of the site, while others help us to improve this site and the user experience (tracking cookies). You can decide for yourself whether you want to allow cookies or not. Please note that if you reject them, you may not be able to use all the functionalities of the site.