Gedankt seis dir, Gott der Ehen!
Was ich gewünscht, hab ich gesehen:
Ein grenzenlos beglücktes Paar;
Ein Paar, das ohne Gram und Reue,
Bei gleicher Lieb und gleicher Treue
Durch deine Bande selig war.
Ein Wille lenkte hier zwei Seelen.
Was sie gewählt, pflegt er zu wählen,
Was er verwarf, verwarf auch sie.
Ein Fall, wo andre sich betrübten,
Stört ihre Ruhe nie. Sie liebten
Und fühlten nicht des Lebens Müh.

Da ihn kein Eigensinn verführte,
Und sie kein eitler Stolz regierte:
So herrschte weder sie noch er.
Sie herrschten, aber bloß mit Bitten;
Sie stritten; aber wenn sie stritten,
Kam bloß ihr Streit aus Eintracht her.
Der letzte Tag in ihrem Bunde,
Der letzte Kuß von ihrem Munde
Nahm wie der erste sie noch ein.
Sie starben. Wann? Wie kannst du fragen?
Acht Tage nach den Hochzeitstagen;
Sonst würde dies ein Märchen sein.

Christian Fürchtegott Gellert
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