Mein Kinderland war voll Gewittertagen,
Nur selten hat die Sonne mich gestreift,
Und so viel Blüten hat der Blitz zerschlagen,
Daß wenig Früchte nur mein Garten reift.

Nun kommt der Herbst, ich muß zur Harke greifen,
Die Erde sammeln, die verwüstet schlief,
In die der Regen Risse grub und Streifen
Und manche Holde wie ein Grab so tief.

Doch ob den Blumen, die erhofft mein Träumen,
In dieses wild zerwühlten Ackers Räumen
Die Wundernahrung wird voll Glut und Kraft?

O Schmerz! die Zeit trinkt unsren Lebenssaft,
Der dunkle Feind, der uns am Herzen zehrt
Und sich von unsrem Blute stärkt und mehrt.

Charles Baudelaire

Additional Information

»Blumen des Bösen«, übers. v. Wolf Graf von Kalckreuth, Leipzig, 1907
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