Wenn ein Kranker schlummernd liegt,
Mild von Traumesarm gewiegt,
Schweigen Alle im Gemache,
Daß der Arme nicht erwache.

Leis´ ihr Hauch und stumm der Mund,
Kaum berührt ihr Fuß den Grund –
Und der Kranke schlummert weiter,
Ruhbeseligt, traumesheiter.

Innig fleh´ ich jetzt zu dir:
Halte du es so mit mir,
Mit dem tieferschöpften Herzen,
Das entschlummert ist voll Schmerzen.

Halb verblutet schläft es fort;
Weck´ es nicht mit deinem Wort!
Trage schonendes Erbarmen
Mit dem kranken, müden, armen!

Willst du´s wecken, sei´s zum Glück;
Kannst du dies nicht, tritt zurück!
Gieße Gift nicht in die Neige
Meines Lebens! Schweige! Schweige!

Betty Paoli

DENKSCHATZ_MORE_FROM

österreichische Lyrikerin und Essayistin, Novellistin, Übersetzerin
* 30.12. 1814 - Wien
5.7. 1894 - Baden bei Wien
Please login to view comments and to post

We use cookies on our website. Some of them are essential for the operation of the site, while others help us to improve this site and the user experience (tracking cookies). You can decide for yourself whether you want to allow cookies or not. Please note that if you reject them, you may not be able to use all the functionalities of the site.