Voller, dichter tropft ums Dach da, Tropfen süßer Regengüsse, Meines Liebchens holde Küsse Mehren sich, je mehr ihr tropfet! Tropft ihr, darf ich sie umfassen, Laßt ihr´s, will sie mich entlassen; Himmel, werde nur nicht lichter, Tropfen, tropfet immer dichter!
Es tönt des Nöcken Harfenschall:Da steht sogar still der Wasserfall,Umschwebt mit Schaum und WogenDen Nöck im Regenbogen.Die Bäume neigenSich tief und schweigen,Und atmend horcht die Nachtigall. –"O Nöck, was hilft das Singen dein?Du kannst ja doch nicht selig sein!Wie kann dein Singen taugen?"Der Nöck erhebt die Augen,Sieht an die Kleinen,Beginnt zu weinen...Und senkt sich in die Flut hinein.Da rauscht und braust der Wasserfall,Hoch fliegt hinweg die Nachtigall,Die Bäume heben mächtigDie Häupter grün und prächtig.O weh, es habenDie wilden KnabenDen Nöck betrübt im Wasserfall!"Komm wieder, Nöck, du singst so schön!Wer singt, kann in den Himmel gehn!Du wirst mit deinem KlingenZum Paradiese dringen!O komm, es habenGescherzt die Knaben:Komm wieder, Nöck, und singe schön!"Da tönt des Nöcken Harfenschall,Und wieder steht still der Wasserfall,Umschwebt mit Schaum und WogenDen Nöck im Regenbogen.Die Bäume neigenSich tief und schweigen,Und atmend horcht die Nachtigall. –Es spielt der Nöck und singt mit MachtVon Meer und Erd und Himmelspracht.Mit Singen kann er lachenUnd selig weinen machen!Der Wald erbebet,Die Sonn entschwebet...Er singt bis in die Sternennacht!
Niemand soll aus der Welt sich sehnen,Und sei er noch so betagtUnd siech und matt, – wer weiß, wer sagt,Wozu der drobenIhn aufgehoben!?Laßt uns den Herrn im Himmel loben.
Als Noah aus dem Kasten war,Da trat zu ihm der Herre dar;Der roch des Noäh Opfer fein,Und sprach: "Ich will Dir gnädig sein,Und, weil Du ein so frommes Haus,So bitt´ Dir selbst die Gnaden aus."Fromm Noah sprach: "Ach lieber Herr,Das Wasser schmeckt mir gar nicht sehr,Dieweil darinn ersäufet sind,All´ sündhaft Vieh und Menschenkind.Drum möcht´ ich armer, alter Mann,Ein anderweit Getränke ha´n!" –Da griff der Herr in´s Paradies,Und gab ihm einen Weinstock süß:Und sprach: "Den sollt du pflegen sehr!"Und gab ihm guten Rath und Lehr´,Und wies ihm Alles so und so,Der Noah ward ohn´ Maßen froh.Und rief zusammen Weib und Kind,Dazu sein ganzes Hausgesind,Pflanzt Weinberg´ rings um sich herum;Der Noah war fürwahr nicht dumm!Baut´ Keller dann, und preßt den Wein,Und füllt ihn gar in Fässer ein.Der Noah war ein frommer Mann,Stach ein Faß nach dem andern an,Und trank es aus, zu Gottes Ehr´:Das macht´ ihm eben kein´ Beschwer.Er trank, nachdem die Sündfluth war,Dreihundert noch und fünfzig Jahr.
Die Büsumer wohnen am MeeresstrandUnd sind für kluge Leute bekannt,Nur treiben sie die BescheidenheitIn manchem Stücke gar zu weit.Des einen Sonntags ihrer neunSchwimmen sie weit in die See hinein.Auf einmal, wie das Meer so schwankst,Wird einem um die andern Angst,Und zählt sie alle: Eins, zwei, drei,Bis acht - und läßt sich aus dabei,Denn er ist echtes Büsumer Kind,Die immer so bescheiden sind.Ein zweiter probierts, zählt: Eins, zwei, drei,Bis acht - und vergißt sich auch dabei.Da schwimmen sie alle bestürzt ans Land,Wo eben ein kluger Fremder stand.Dem klagten sie jammernd ihre NotUnd sagten: Von uns ist einer tot!Und wußten nicht, welcher ertrunken sei!Und jammern und zählen immer aufs neu,Und finden immer nur wieder acht,Weil jeder bescheiden an sich nicht gedacht.Der Fremde sprach: BescheidenheitFührt euch, ihr guten Leute, zu weit,Steck jeder die Nas in den Sand einmal,Und zählt die Tupfen, so habt ihr die Zahl.Sie folgten dem Fremden, da zählten sie - neun!Und luden vor Freud ihn zum Frühstück ein.
Die Thadener zu HanerauSind ausgewitzte Leute:Wär noch kein Pulver in der Welt,Erfänden sie es heute!Allein, alleinSo wird es immer sein:Was man zum erstenmal erreicht,Kennt selber auch der Klügste nicht!Und – wie einmal die Thadner mähn,Sie einen grünen Frosch ersehn,So grüne, so grüne! So grüne war der liebe FroschUnd blähte mit dem Kropfe,Den Thadnern fiel vor Schreck dabeiDie Mütze von dem Kopfe.Mit Beinen vierEin grünes, grünes Tier!Das war für sie zu wunderlich,Zu neu und zu absunderlich!Da mußte gleich der Schultheiß her,Sollt sagen, welch ein Tier das wär,Das grüne, das grüne! Das grüne Tier der Schultheiß sah,Als einen Hupf es machte -Die Thadner wollten schon davon,Da sprach der Alte: sachte!Lauft nicht davon,Es sitzt und ruhet schon.Seid still! und ich erklär es bald:Das Tier kommt aus dem grünen Wald,Der grüne Wald ist selber grün,Davon ist auch das Tier so grün,so grüne, so grüne! So grüne; denn es lebt darinVon eitel grünem Laube,Und wenn es nicht ein Hirschbock ist,Ist´s eine Turteltaube!Da hub der HaufDen Schulz mit Schultern auf,Sie riefen: das ist unser Mann,Der jeglich Ding erklären kann,Er kennt und nennt es keck und kühn,Kein Kreatur ist ihm zu grün,Zu grüne, zu grüne!
Die Schöne:Leicht gesagt ist: seid nicht grausam!Doch wenn sechs um eine frein,Muß da nicht das arme SeelchenGegen fünfe grausam sein?Der Dichter:Grausam gegen fünfe werden,Ist so gar gefährlich nicht,Weil von Hunderten nicht einerSich vor Liebesgram ersticht.Und erschießt sich etwa einer,Ist es nicht der Beste just;Größten Schmerz ertragen lernen,Ziemt der edlen Männerbrust.Mancher stürzte sich ins Wasser,Weil die Schöne ihn verlacht,Der, wenn sies mit ihm gewaget,Sie mit Peinigen umgebracht.Mancher, der vor Sehnsucht schmachtet,Gleich als wär es mit ihm aus,Brächte, würd er ganz erhöret,Nichts wie Langeweil ins Haus.Darum, sorgenvolle Schöne,Sieh dir deine Freier an,Und wer mit dir weiß zu leben,Diesen wähl, er sei dein Mann.Quäl ihn etwas, doch nicht lange,Und dann sprich das holde Ja;Und die Sterber lasse sterben,Denn sie sind zum Sterben da!
Amor sprach, den Becher haltend: "Nipp´ ein wenig, nur vom Rande!" Doch, als ich nun erst gekostet, Nahm ich mir den Becher schräger. "Langsam! rief er, rückwärts beugend: Denn ich gab dir nur zu kosten. Alles trinkst du ja auf einmal! Glaubst du denn, der Becher Amors Halt´ in sich die ganze Meerflut?"
Ein kluger Mann hieraus ersichtDaß Weins Genuß ihm schadet nicht;Und item, daß ein guter ChristIn Wein niemalen Wasser gießt:Dieweil darin ersäufet sind,All´ sündhaft Vieh und Menschenkind.