Ich sehe keinen Frühling mehr,
Bis daß die Freiheit blüht;
Es duftet keine Rose mir,
Bis jedes Herz ihr glüht.

Ich höre keinen Vogelsang
Als meiner Dichter Wort;
Mich trägt kein Strom mehr als der Tag
Zum Weltenmeere fort.

Ich schaue keine Steinenpracht
Als Herrscherstolz und Zwang;
Ich habe keine Hoffnung mehr
Als ihren Untergang.

Die eine Sonne, die mir glänzt,
Ist meines Volkes Geist,
Und meine Kirche jede Brust,
Die laut die Freiheit preist.

Ich hasse alle Wissenschaft,
Die einen Bauch sich frißt;
Ich achte keinen Helden mehr,
Der´s seinem Herrscher ist.

Ich habe keine Liebe mehr,
Die um ein Küßchen minnt;
Mein Vaterland ist meine Braut,
Die schon zur Hochzeit spinnt!

Die Wahrheit ist mein heil´ger Geist,
Mein Gott und Seelenhirt!
Ich habe keinen Glauben mehr,
Als daß es besser wird.

Adolf Glaßbrenner

DENKSCHATZ_MORE_FROM

deutscher Humorist und Schriftsteller
* 27.3. 1810 - Berlin
25.9. 1876 - Berlin
Please login to view comments and to post

We use cookies on our website. Some of them are essential for the operation of the site, while others help us to improve this site and the user experience (tracking cookies). You can decide for yourself whether you want to allow cookies or not. Please note that if you reject them, you may not be able to use all the functionalities of the site.